EZB-Ökonom Lane rechnet mit weiteren Zinsanhebungen - Villeroy de Galhau sieht Zins Ende 2022 bei 2 Prozent
EZB-Chefvolkswirt Philip Lane signalisiert weitere Zinsanhebungen.
Die jüngste Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte vergangene Woche sei ein großer Schritt gewesen für den Übergang hin zu Zinsniveaus, mit denen ein Erreichen des Inflationsziels von zwei Prozent sichergestellt werde, sagte der oberste Volkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB) am Mittwoch in einer Rede. "Basierend auf unserer aktuellen Einschätzung rechnen wir damit, dass dieser Übergang es erforderlich machen wird, dass wir die Zinssätze in den nächsten Sitzungen weiter erhöhen", fügte er hinzu. Damit werde die Nachfrage gebremst und dem Risiko vorgebeugt, dass sich die Inflationserwartungen anhaltend nach oben bewegten.
Einzelne Schritte würden umso kräftiger ausfallen, je stärker der Abstand zur endgültigen Zinsrate und je größer die Risiken für das Inflationsziel ausfielen, sagte Lane. Aus seiner Sicht werden die Energiepreise ein zentraler Treiber der Inflation bleiben. "Es ist völlig klar, dass die angemessene Geldpolitik für die Euro-Zone, weiterhin berücksichtigen sollte, dass der Energieschock ein dominanter Treiber der Inflationsentwicklung und der allgemeinen Wirtschaftsaussichten bleibt", erläuterte er.
Die Inflation war im August im Euro-Raum auf einen neuen Rekordwert von 9,1 Prozent geklettert. Energie verteuerte sich sogar um 38,3 Prozent. Inzwischen gehen die Ökonomen der EZB davon aus, dass die Inflation im Währungsraum selbst 2024 mit dann 2,3 Prozent noch oberhalb der EZB-Zielmarke liegen wird.
Villeroy de Galhau: EZB-Leitzins könnte Ende 2022 bei 2% liegen
Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte die Normalisierung ihrer Leitzinsen nach den Worten von EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau bis Jahresende abgeschlossen haben. Ob sie ihre Geldpolitik darüber hinaus straffen muss, ist nach seinen Worten noch nicht sicher. "Ich glaube, die Schätzung (für den neutralen Zinssatz R*) für den Euroraum liegt in nominaler Abgrenzung bei unter oder nahe 2 Prozent. Dorthin könnten wir bis Ende dieses Jahres kommen", sagte Villeroy de Galhau in einer Rede beim Internationalen Währungsfonds (IWF). Dabei habe die EZB "in entschlossener, aber geordneter Weise" vorzugehen.
Erst jenseits von R* würde nach Aussage des Gouverneurs der Banque de France eine Straffung beginnen - "falls erforderlich", wie er ausdrücklich hinzufügte. Es sei derzeit noch zu früh zu sagen, bei welchem Zins die Reise enden werde.
Frankfurt (Reuters) / WASHINGTON/FRANKFURT (Dow Jones)
Weitere News
Bildquellen: Jorg Hackemann / Shutterstock.com, Petronilo G. Dangoy Jr. / Shutterstock.com