Ukraine: Notenbank hebt Zinsen an und gibt Währung frei
Die ukrainische Notenbank stemmt sich mit aller Macht gegen die ausufernde Inflation im Land.
Am Donnerstag hob sie ihren Leitzins um 5,5 Prozentpunkte auf 19,5 Prozent an, wie die Zentralbank in Kiew mitteilte. Der Satz für Übernachtausleihungen stieg auf 23 Prozent. Außerdem gab Notenbankchefin Valeriya Gontareva bekannt, künftig nicht mehr regelmäßig am Devisenmarkt intervenieren zu wollen. Die bisher täglich vorgenommenen Eingriffe zur Stützung der heimischen Währung Griwna sollen entfallen.
Die Griwna stürzte nach Bekanntgabe des Schritts ab. Zum amerikanischen Dollar verlor sie bis zu 32 Prozent an Wert: Kostete ein Dollar vor dem Schritt der Notenbank noch 16 Griwna, waren es danach zeitweise mehr als 24 Griwna. Die Währung der Ukraine ist stark durch den Konflikt mit russischen Separatisten in der Ostukraine beschädigt worden. Im vergangenen Jahr hat sie zum Dollar die Hälfte ihres Werts verloren.
"Wir sind nicht in der Lage, den fixen Wechselkurs der Griwna beizubehalten", sagte Notenbankchefin Gontareva. Nach Unterredungen mit Banken und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) habe sich die Zentralbank dazu entschlossen, den Kurs freizugeben. Bislang hatte sie versucht, den Wechselkurs nicht zu stark zum US-Dollar schwanken zu lassen.
Experten sahen das Festhalten am festen Wechselkurs seit längerem als problematisch an, weil das Land nur über geringe Devisenreserven verfügt. Entsprechend begrenzt sind die Möglichkeiten, die Griwna über Fremdwährungsverkäufe stützen zu können. Die weitgehende Freigabe des Wechselkurses könnte auch dazu dienen, Voraussetzungen für neue Hilfskredite durch den IWF zu erfüllen, wurde am Markt vermutet./bgf/jsl
KIEW/FRANKFURT (dpa-AFX)
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