Widersprüchliche Aussagen aus der EZB zu Zinssenkungen
Aus den Reihen der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt es unterschiedliche Signale zum möglichen Ausmaß der kommenden Zinssenkung.
Ratsmitglied Robert Holzmann hat sich gegen eine deutliche Senkung bei der nächsten Zinssitzung Mitte Dezember ausgesprochen. Die aktuellen Daten würden eine Verringerung um 0,50 Prozentpunkte im Dezember nicht rechtfertigen, sagte Holzmann am Mittwoch dem Fernsehsender CNBC. Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank machte allerdings deutlich, dass sich einige Ratsmitglieder für eine deutliche Zinssitzung starkmachen dürften.
EZB-Ratsmitglied Mario Centeno zeigte sich hingegen offen für einen großen Zinsschritt. Seiner Einschätzung nach liegt Verringerung um 0,50 Prozentpunkte im Dezember durchaus "auf dem Tisch". Die Konjunkturdaten würden "in diese Richtung zeigen", sagte der Gouverneur der portugiesischen Notenbank ebenfalls beim Fernsehsender CNBC.
Die EZB hatte auf der Sitzung im Oktober die Leitzinsen zum dritten Mal nach der großen Inflationswelle gesenkt, zuletzt um 0,25 Prozentpunkte. Nach einer Reihe von enttäuschend schwachen Konjunkturdaten aus der Eurozone und einer Senkung der Wachstumsprognose für den Währungsraum durch den IWF haben einige Experten für die Dezember-Sitzung auch eine Verringerung um 0,50 Prozentpunkte nicht ausgeschlossen.
Centeno wies darauf hin, dass die Inflation im September "sehr niedrig" gewesen sei. Die Teuerung liege so nahe an dem von der EZB angepeilten Ziel von mittelfristig zwei Prozent "wie es nur möglich ist". Der Rückgang der Inflation zeigt sich nach Einschätzung von Centeno bei der allgemeinen Teuerung und bei der Kerninflation. Bei der Kernteuerung werden schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet. Sie gilt unter Ökonomen als aussagekräftiger für die Preisentwicklung.
Bundesbankpräsident Joachim Nagel will sich unterdessen alle Optionen offen halten. "Diese Diskussion über 0,25 Prozentpunkte oder vielleicht etwas anderes; ich denke, das ist am Ende nicht hilfreich", sagte Nagel. "Wir leben in einem sehr unsicheren Umfeld, also müssen wir müssen die neuen Daten abwarten und dann entscheiden." Er fügte hinzu: "Wir sollten unsere Flexibilität in jeder Richtung behalten"
Im September hatte sich die Inflation in der Eurozone weiter abgeschwächt. Die Jahresrate sank bis auf 1,7 Prozent und damit unter die von der EZB angepeilte Zielmarke von mittelfristig zwei Prozent.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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