Vor Leitzinsentscheid: Experten sehen 2-Prozent-Inflationsziel der Fed außer Reichweite
Die Bekämpfung der Inflation ist eine der Hauptaufgaben von Notenbanken. Auch die US-Notenbank Fed hat sich diese auf ihre Fahnen geschrieben. Top-Ökonomen glauben aber, dass die Währungshüter dabei gegen Windmühlen kämpfen dürften.
• Fed mit Leitzinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation
• Larry Summers sieht Ziel zu ambitioniert
• Auch Ökonim Hubbard glaubt nicht an 2-Prozent-Ziel
In einem Webcast, der vom Economic Club of New York gesponsort wurde, haben zwei bekannte US-Ökonomen ihrer Sorge um das Vorhaben der Fed Ausdruck verliehen, die Inflation auf zwei Prozent zu senken.
Larry Summers sieht Ziel in weiter Ferne
"Ich glaube nicht, dass wir uns auf einem überzeugenden Weg zum Inflationsziel von 2 % befinden", so der ehemalige Finanzminister Larry Summers. Dabei verwies der Experte darauf, dass die Prognosen für einen bevorstehenden Rückgang der Kreditkosten wahrscheinlich zu optimistisch seien. Die Wirtschaft könnte auch durch die aggressivste Straffung der US-Notenbank seit vier Jahrzehnten möglicherweise nicht ausreichend gebremst werden, um das Ziel zu erreichen.
Entsprechend sieht er wenig Anlass, auf baldige Zinssenkungen zu spekulieren, betont der Experte: "Es gibt keinen zwingenden Grund für eine Lockerung der Geldpolitik, und die Märkte sollten sich auf absehbare Zeit an Zinssätze in den aktuellen Bandbreiten gewöhnen". Er glaube nicht, dass die Fed viel Spielraum für Zinssenkungen habe, seiner Ansicht nach liege der sogenannte neutrale Zinssatz, also der Zins, bei dem die Nachfrage weder angekurbelt noch gebremst wird, bei 4,5 Prozent, während die Fed von 2,6 Prozent ausgehe.
"Das bedeutet wahrscheinlich weniger Zinssenkungen der Fed als derzeit erwartet", so Summers weiter.
Auch zweiter Experte stimmt zu
Auch Glenn Hubbard, ein Top-Wirtschaftsberater von Präsident George W. Bush, stimmt im Rahmen des Webcasts dieser Einschätzung zu: "Ich denke, die Inflation liegt derzeit deutlich über dem 2-Prozent-Ziel der Fed. Wir sind auf keinem guten Niveau", betonte er. Dabei gehe er zwar durchaus davon aus, dass die Wirtschaft vor einem Rückgang stehe. "Eine Verlangsamung steht bevor", so Hubbard weiter, er erklärte aber auch: "aber ich sehe keine sehr große Rezession". […] "Flugzeuge bleiben nicht ewig am Himmel - sie landen und sie landen entweder sanft oder nicht sanft, aber sie landen."
Starke Schwankungen bei den Erwartungen für den Leitzins
Die Märkte haben in diesem Jahr bei den Schätzungen für eine Leitzinssenkung durch die US-Notenbank bereits eine starke Schwankungsbreite erlebt. Zunächst hatten Anleger auf sechs Zinssenkungen im laufenden Jahr gewettet, zuletzt ging man noch von 1,5 Senkungen aus, so Torsten Slok, Chefökonom bei Apollo Global Management, in einer E-Mail, aus der "MarketWatch" zitiert.
Laut dem CME FedWatchTool liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank in ihrem nächsten Meeting die Leitzinsen senken wird, aktuell bei 97,5 Prozent. Ob die Währungshüter ihre Geldpolitik tatsächlich anpassen, nachdem in der vergangenen Woche bereits die EZB eine Zinswende eingeläutet hatte, wird sich am Mittwoch zeigen.
Redaktion finanzen.net
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