EZB lässt Leitzins unangetastet - größere Wachstumsrisiken?
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins am Donnerstag erwartungsgemäß nicht angetastet.
Der EZB-Rat hat beschlossen, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,00 Prozent, 0,25 Prozent bzw. -0,40 Prozent zu belassen. Bereits seit März 2016 steht der Leitzinssatz damit bei diesem Rekordtief von 0,0 Prozent.
Der EZB-Rat geht davon aus, dass die EZB-Leitzinsen mindestens über den Sommer 2019 und in jedem Fall so lange wie erforderlich auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden, um eine fortgesetzte nachhaltige Annäherung der Inflation an ein Niveau von unter, aber nahe 2 Prozent auf mittlere Sicht sicherzustellen.
Was die geldpolitischen Sondermaßnahmen betrifft, so beabsichtigt der EZB-Rat, die Tilgungsbeträge der im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten erworbenen Wertpapiere für längere Zeit über den Zeitpunkt hinaus, zu dem er mit der Erhöhung der Leitzinsen beginnt, und in jedem Fall so lange wie erforderlich bei Fälligkeit weiterhin vollumfänglich wieder anzulegen, um günstige Liquiditätsbedingungen und eine umfangreiche geldpolitische Akkommodierung aufrechtzuerhalten.
Das Ergebnis der ersten Zinssitzung im neuen Jahr überraschte nicht. "Es ist nicht auszuschließen, dass es erst 2020 zu einer Zinserhöhung kommt", hatte beispielsweise Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader im Vorfeld gesagt.
Nach der Sitzung des EZB-Rats in Frankfurt äußerte sich EZB-Präsident Mario Draghi - blicke skeptischer auf die Konjunktur. In einem von Protektionismus und geringerer Nachfrage nach Exporterzeugnissen geprägten Umfeld sei die Wachstumsdynamik auf kurze Sicht wahrscheinlich schwächer als zunächst gedacht, sagte der Italiener am Donnerstag in Frankfurt. Die zuletzt veröffentlichten Daten seien schlechter als erwartet ausgefallen. "Die andauernden Unsicherheiten, insbesondere in Bezug auf geopolitische Faktoren und die Bedrohung durch den Protektionismus lasten auf dem Wirtschaftsklima." Es herrsche jedoch Einigkeit im EZB-Rat, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession gering sei. Der EZB-Chef hat den Finanzmärkten außerdem in Sachen Zinspolitik einen Wink gegeben und lässt damit eine Zinserhöhung in diesem Jahr eher unwahrscheinlich erscheinen.
Redaktion finanzen.net mit Material von Dow Jones und Reuters
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