EZB hält Leitzins auf Rekordtief - neue Langfristkredite für Banken
Die Europäische Zentralbank tastet den Leitzins nicht an.
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat seine Geldpolitik wider Erwarten weiter gelockert. Nach Mitteilung der EZB wird die Laufzeit des Pandemie-Kaufprogramm PEPP verlängert, die dritte Serie langfristiger und gezielter Refinanzierungsgeschäfte attraktiver gestaltet, und vorübergehend eine Serie von Pandemie-Refinanzierungsgeschäften (PELTROs) aufgelegt.
"Der EZB-Rat wird Nettoanleihekäufe unter dem PEPP so lange fortsetzen, bis er die Corona-Krisenphase für beendet hält, auf jeden Fall aber bis Ende dieses Jahres", hieß es in der Mitteilung. Bisher war das PEPP bis Jahresende befristet gewesen. Das Volumen des PEPP bleibt unverändert bei 750 Milliarden Euro. Allerdings versichert der EZB-Rat in seiner Erklärung, dass er bereit sei, Volumen und Zusammensetzung des PEPP so stark und für so lange wie notwendig zu ändern.
Daneben will die EZB ihr APP-Kaufprogramm mit einem Monatsvolumen von 20 Milliarden Euro so lange wie nötig fortsetzen. Sie bestätigte außerdem den Plan, die APP-Bestände bis Jahresende zusätzlich um 120 Milliarden Euro ausweiten.
Auch die Forward Guidance zur Wiederanlage änderte sich nicht. Demnach will der EZB-Rat die Tilgungsbeträge der erworbenen Wertpapiere weiterhin bei Fälligkeit für längere Zeit über den Zeitpunkt hinaus, zu dem er mit der Erhöhung der Leitzinsen beginnt, voll wieder anlegen und in jedem Fall so lange wie erforderlich, um günstige Liquiditätsbedingungen und eine umfangreiche geldpolitische Stützung aufrechtzuerhalten.
Der Rat ließ sowohl die Leitzinsen als auch die sie betreffende Forward Guidance unverändert. Nach Mitteilung der EZB bleibt der Satz für Überschusseinlagen von Banken bei minus 0,50 Prozent, gleiches gilt für den Hauptrefinanzierungssatz und den Spitzenrefinanzierungssatz, die bei 0,00 und 0,25 Prozent liegen.
Der EZB-Rat erwartet, dass die EZB-Leitzinsen so lange auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden, bis er feststellt, dass sich die Inflationsaussichten in seinem Projektionszeitraum deutlich einem Niveau annähern, das hinreichend nahe, aber unter 2 Prozent liegt, und dass sich diese Annäherung in der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation durchgängig widerspiegelt.
In einem weiteren Schritt gestaltete der EZB-Rat die Konditionen der dritten Serie langfristiger und gezielter Refinanzierungsgeschäfte (LTRO3) noch einmal attraktiver. Der Zins kann zwischen Juni 2020 und Juni 2021 um bis zu 50 (bisher: 25) Basispunkte unterhalb des während dieser Zeit durchschnittlich herrschenden Hauptrefinanzierungssatzes liegen und bei Erreichen bestimmter Kreditvergabeziele sogar um bis zu 50 (25) Basispunkte unterhalb des Einlagensatzes.
Zudem beschloss der Rat, im Mai sieben Pandemie-Refinanzierungsgeschäfte (PELTROs) zu begeben, die zwischen Juli und September 2021 fällig werden. Diese PELTROs haben einen Zins von 25 Basispunkten unterhalb des während ihrer Laufzeit durchschnittlich herrschenden Hauptrefinanzierungssatzes.
FRANKFURT (dpa-AFX / Dow Jones Newswires)
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