Fed "schlafwandelt"

Analyst warnt vor "politischem Fehler": Schnellere Zinssenkung der Fed gefordert

17.09.24 23:16 Uhr

Analyst mahnt zur Eile: Fed könnte mit geringer Zinssenkung großen Fehler begehen | finanzen.net

Läuft die US-Notenbank Fed Gefahr, einen "politischen Fehler" zu begehen? Ein Analyst warnt vor einer längeren Verlangsamung im Jahr 2025 und ist der Meinung, die Fed "schlafwandelt" zu sehr bei der Senkung der Leitzinsen.

• "abdrn" prognostiziert sanfte Landung, warnt aber auch vor längerer Verlangsamung
• Fed "schlafwandelt" bei Zinswende
• Änderungen brauchen Zeit, bis sie in der Wirtschaft ankommen

Anfang September zeigten Daten in den USA, dass der Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben (PCE) - das bevorzugte Inflationsmaß der Federal Reserve - im letzten Monat wie erwartet um 0,2 Prozent gestiegen ist. Diese Daten deuteten Marktexperten zufolge nun auf eine geringere Senkung der Leitzinsen hin.

Wirtschaftsdaten werfen Fragen auf

Kenneth Akintewe, Leiter des Bereichs asiatische Staatsanleihen bei abdrn, wies kürzlich im Gespräch mit CNBCs "Squawk Box Asia" darüber hinaus auch darauf hin, dass etwa die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft später revidiert worden sei, um somit ein schwächeres Wirtschaftsbild widerzuspiegeln. Im Rahmen der vorläufigen jährlichen Benchmark-Revisionen verkündete das Bureau of Labor Statistics, dass das tatsächliche Beschäftigungswachstum von April 2023 bis März dieses Jahres fast 30 Prozent unter den ursprünglich gemeldeten 2,9 Millionen liege, heißt es bei CNBC. Akintewe stellte daher im Gespräch die Frage: "Ist die Wirtschaft bereits schwächer, als die Schlagzeilendaten vermuten lassen, und [die Fed] sollte bereits lockern?".

Reagiert die Fed zu spät?

Der britische Vermögensverwalter abdrn erwartet zwar weiterhin eine sanfte Landung der US-Wirtschaft, zugleich äußerte der hauseigene Experte Akintewe der "Squawk Box Asia" aber auch Bedenken, dass die Fed nicht schnell genug handele und damit eine längere wirtschaftliche Verlangsamung in 2025 riskiere. So kam die Frage auf: "Schlafwandelt die Fed bereits in einen politischen Fehler?"

Dem Experten zufolge dauere es einige Zeit, bis politische Änderungen der Fed in der Wirtschaft ankommen. Sollte die US-Wirtschaft also bereits jetzt schon schwächer sein als ursprünglich gedacht, müsse die Fed eine "ausreichende Menge an Lockerungen ansammeln, Sie wissen schon, 150, 200 Basispunkte, das wird Zeit brauchen", so Akintewe im Gespräch. "Und wenn man diese Menge an Lockerung einmal erreicht hat, dauert es sechs bis acht Monate, bis das durchkommt." Seiner Ansicht nach sollte die Fed handeln, bevor Anzeichen einer weiteren wirtschaftlichen Schwäche Anfang 2025 sichtbar werden.

Gemäß dem CME Fedwatch Tool sei derzeit eine Senkung der Leitzinsen um 25 Basispunkte am 18. September zu 37 Prozent wahrscheinlich. Ganze 63 Prozent erwarteten demnach eine Senkung um 50 Basispunkte (Stand: 16. September 2024).

Redaktion finanzen.net

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