EZB-Mitglied Knot: "Mehrfache Zinsschritte von 50 Basispunkten" geplant - Lagarde bekräftigt restriktive Haltung
EZB-Ratsmitglied Klaas Knot hat Aussagen widersprochen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) das Ausmaß ihrer Zinserhöhungen nach dem für Februar erwarteten Schritt von 50 Basispunkten drosseln wird.
Die EZB plane "mehrfache Zinsschritte von 50 Basispunkten" sagte Knot am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos in einem Interview mit CNBC. Die EZB werde nicht nach einem einzigen Schritt von 50 Basispunkten aufhören, versicherte er. Die EZB sehe derzeit ausschließlich das Risiko, zu wenig zu tun. "Ich würde unsere Aussagen ernst nehmen." Knot gilt innerhalb des EZB-Rats als ausgesprochener "Falke".
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte am Dienstag unter Berufung auf namentlich nicht genannte EZB-Offizielle berichtet, dass die EZB ihre Zinsen zwar noch wie angekündigt im Februar um 50 Basispunkte anheben würde, dass aber für März mit nur noch 25 Basispunkten geliebäugelt werde. Das hatte die Anleiherenditen spürbar sinken lassen.
Im Dezember hatte EZB-Präsidentin Lagarde Zinserhöhungen von 50 Basispunkten bis auf weiteres angekündigt, weil aufgrund niedrigerer Anleiherenditen die Realzinsen gesunken waren. Das lief der Absicht der Zentralbank zuwider, die Finanzierungsbedingungen zu straffen und damit Nachfrage und Inflation zu bremsen.
Auch EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau hat am Mittwoch der Bloomberg-Story widersprochen.
Lagarde: EZB wird lange genug restriktiv bleiben
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach den Worten ihrer Präsidentin Christine Lagarde an ihrem jüngsten geldpolitischen Kurs festhalten. "Wir sind entschlossen, die Inflation rechtzeitig auf 2 Prozent zu senken. Wir werden Kurs halten, bis wir lange genug in restriktivem Territorium waren", sagte Lagarde in einer Podiumsdiskussion bei Weltwirtschaftsforum in Davos.
Lagarde zufolge achtet die EZB nicht nur auf die Gesamtinflation. "Die Inflation ist gemessen an allen Messgrößen viel zu hoch", sagte sie. Die Wirtschaftsaktivität sinke zwar, sei aber viel besser als erwartet. Die Wirtschaft des Euroraums werde wahrscheinlich nur sehr wenig schrumpfen. "Der Arbeitsmarkt ist so dynamisch wie nie zuvor", fügte sie hinzu.
EZB: Viele im Rat wollten im Dezember Zinsschritt von 75 Punkten
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich bei seinen Beratungen am 14. und 15. Dezember 2022 nur deshalb auf einen Zinsschritt von nur 50 Basispunkten einigen können, weil zugleich weitere starke Zinserhöhungen in Aussicht gestellt wurden. Wie aus dem jetzt veröffentlichten Protokoll der Sitzung hervorgeht, wollten ursprünglich viele Ratsmitglieder einen Schritt von 75 Basispunkten und einige hielten bis zum Schluss an dieser Forderung fest.
"Zahlreiche Mitglieder sprachen sich zunächst für eine Anhebung der EZB-Leitzinsen um 75 Basispunkte aus, da die Inflation eindeutig zu lange auf einem zu hohen Niveau verharrt habe und die derzeitigen Markterwartungen und Finanzbedingungen einer rechtzeitigen Rückkehr zum Inflationsziel der EZB von 2 Prozent eindeutig entgegenstünden", heißt es in dem Protokoll.
Der am Ende beschlossene Zinsschritt von 50 Basispunkten entsprach den weithin gehegten Erwartungen, fiel aber offenbar knapper aus als angenommen. Bei den beiden vorangegangen Sitzungen hatte die EZB ihre Zinsen um je 75 Basispunkten angehoben.
Die Falken unter den Ratsmitgliedern forderten, dass der Zins erneut stärker als an den Märkten erwartet, also um 75 Basispunkte erhöht werden müsse. Einige Ratsmitglieder willigten aber ein, einem kleineren Zinsschritt zuzustimmen, wenn sich eine Mehrheit dafür fände, weitere "signifikante und stetige" Zinsschritte zu signalisieren.
An dem Finanzmärkten war das richtigerweise als Versuch interpretiert worden, die in den Wochen zuvor eingetretene Lockerung der Finanzierungsbedingungen rückgängig zu machen, wie das Protokoll zeigt.
Zuletzt waren aber wieder Zweifel am harten Kurs der EZB aufgekommen, nachdem Bloomberg unter Berufung auf namentlich nicht genannte EZB-Offizielle berichtet hatte, dass für März mit einem Zinsschritt von nur noch 25 Basispunkten geliebäugelt werde.
In einem Panel beim Weltwirtschaftstreffen in Davos versicherte Lagarde jedoch, dass die EZB hart bleiben werde. "Wir werden Kurs halten, bis wir lange genug in restriktivem Territorium waren, um die Inflation rechtzeitig auf 2 Prozent zu senken", sagte sie.
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
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