Macht und Ohnmacht der Notenbanken
Sie gehören zu den stärksten Spielern im Markt, sie können Geld schaffen und es wieder einkassieren, sie sind die unumschränkten Herrscher über die Zinsen - und drohen an der Bekämpfung der Inflation zu scheitern: die Notenbanken. Doch noch gibt es Hoffnung.
Geldwertstabilität, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Stützung der Märkte, Ankurbeln der Wirtschaft, Finanzierung von Staatsschulden: die Liste der Ziele der Notenbanken ist lang. Nachdem sich die Politik weitgehend aus der Steuerung zurückgezogen hat, lastete die gesamte Bürde auf den Notenbankern. Das war sie nicht immer, denn viele dieser Ziele kamen erst in jüngerer zeit dazu. In einer Zeit, als die Inflation als dauerhaft gebändigt galt.
Die Inflation im Zaum zu halten, galt jahrzehntelang als die Königsdisziplin von Fed, EZB & Co. Starke Ausschläge wurden im Keim erstickt, die Märkte folgten den Zentralbanken und deren Absichten. Doch immer mehr wurden die Zentralbanken in die Strudel der aktuellen Krisen gezogen, machten Politik für die Politik und nicht mehr als elfenbeinerner Turm nur für sich. Die Vielzahl der Ziele wurde zum Problem.
Konzentrieren sich die Notenbanken auf ein Ziel, können sie es in aller Regel erreichen. Müssen sie ihre Aufmerksamkeit teilen, kommen sie nicht weit. Kreative Maßnahmen oder zumindest kreatives Verkaufen helfen für eine Weile, etwa der EZB beim Versuch, sowohl weniger Anleihen zu kaufen wie auch den schwachen Staaten zu helfen. Doch bei der Bekämpfung der Inflation droht ein grandioses Scheitern. Und das vor allem, weil die Notenbanken verlernt haben, den Schmerz auszuhalten.
Dabei geht es nicht um ihren Schmerz. Es geht um die Schmerzen der anderen. Den Schmerz der Märkte, den der Regierungen, der Unternehmen, der Privathaushalte. Ihnen tut es weh, wenn die Notenbanken über Zinserhöhungen nicht nur die Inflation in den Griff bekommen, sondern auch die Wirtschaft abwürgen. Wenn eine echte Rezession kommt, wird es noch schwieriger. Bislang mag die Statistik für Rezession sprechen. Zwei Quartale mit negativem Wachstum, das ist für Statistiker Rezession.
Doch reale Rezession sieht anders aus: Unternehmen gehen Pleite, Menschen verlieren ihre Jobs, Rechnungen werden nicht gezahlt, die Staaten kämpfen gegen den Staatsbankrott. Von diesem Szenario sind die Notenbanken derzeit noch entfernt. Und auch wenn wir diese Schrecken noch sehen könnten, es spricht doch viel dafür, dass es nicht ganz so weit kommt.
Es besteht Anlass zur Hoffnung, dass die Notenbanken im Zusammenspiel mit der Politik die Preissteigerungen in den Griff bekommen, bevor es zu einer echten Rezession kommt. Die Energiepreise sinken derzeit auf breiter Front und selbst wenn es über die Löhne noch zu einer Nachholreaktion kommt, wird die Inflation doch moderater ausfallen. Denn können sich die Notenbanken einem der anderen Ziele zuwenden. Und egal welches sie wählen, für die Märkte wird es positiv sein.
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Von Uwe Zimmer, Geschäftsführer Z-Invest GmbH, Köln
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