EZB-Protokoll: Zinserhöhung nur vorgezogen - keine Verschiebung des Zinspfades nach oben
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat seine Zinsen am 21. Juli 2022 zwar stärker als erwartet erhöht, damit aber keinen höheren Endpunkt seines Zinserhöhungszyklus' signalisieren wollen.
In dem jetzt veröffentlichten Protokoll der Beratungen von 20. und 21. Juli heißt es: "Es wurde als wichtig erachtet, zu betonen, dass die Anhebung um 50 Basispunkte keine Verschiebung des Zinspfades nach oben bedeutet, sondern vielmehr eine Vorverlagerung ("Frontloading") der Normalisierung der Politik."
Der EZB-Rat hatte seine Zinsen im Juli entgegen der eigenen Forward Guidance um 50 Basispunkte erhöht und zugleich die Guidance kassiert, derzufolge im September ein Zinsschritt von mehr als 25 Basispunkten gerechtfertigt sein könnte.
Einzelne EZB-Ratsmitglieder haben seither unterschiedliche Aussagen zu diesem Thema gemacht. EZB-Direktorin Isabel Schnabel deutete in der vergangenen Woche in einem Interview etwa ihre Präferenz für einen großen Zinsschritt im September an. EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel hatte keine Präferenz zu erkennen gegeben. EZB-Direktor Fabio Panetta warnte vor zu starken Zinserhöhungen.
Wie aus dem Protokoll hervorgeht, sah das Gremium den großen Zinsschritt wegen gestiegener Inflationsrisiken als notwendig an. Die Mehrzahl der Ratsmitglieder war bereit, dazu gegen die im Vormonat ausgegebene Forward Guidance zu handeln. Um den Prinzipien der "Datenabhängigkeit und Optionalität" besser folgen zu können, beschloss der Rat zudem, künftig keine Forward Guidance mehr auszugeben.
Das neue Programm zum Ankauf von Staatsanleihen, Transmission Protection Instrument (TPI), wurde einstimmig beschlossen. Aktiviert werden soll es aber erst bei Notwendigkeit.
DJG/hab
FRANKFURT (Dow Jones)
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