Außerordentliche Zinssitzung

Gegen Abschwächung des Rubels: Russische Zentralbank hebt Leitzins deutlich an - Rubel baut dennoch Gewinne ab

15.08.23 16:42 Uhr

Gegen Abschwächung des Rubels: Russische Zentralbank hebt Leitzins deutlich an - Rubel baut dennoch Gewinne ab | finanzen.net

Die russische Notenbank hat mit einer massiven Zinserhöhung auf die starke Abwertung des Rubels reagiert.

Der Leitzins werde auf 12,0 Prozent angehoben, von zuvor 8,5 Prozent, wie die Zentralbank am Dienstag nach einer außerordentlichen Zinssitzung mitteilte. Es ist die stärkste Zinsanhebung seit März 2022, nachdem der Leitzins damals unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine noch stärker angehoben wurde. Der Leitzins liegt nun so hoch wie seit dem Frühjahr 2022 nicht mehr, nachdem er zwischenzeitlich wieder gesenkt worden war.

"Die Entscheidung zielt darauf ab, Preisstabilitätsrisiken zu begrenzen", heißt es in der Stellungnahme der Notenbank zur Zinsentscheidung. Die Währungshüter gaben keinen Hinweis auf weitere Zinsschritte.

Die nächste reguläre geldpolitische Sitzung, für die eine Zinserhöhung bereits signalisiert war, steht erst am 15. September an. "Es scheint, dass die russischen Notenbanker die Schmerzgrenze erreicht haben. Ich hätte gedacht, diese liegt etwas höher als 100 Rubel zum Dollar, aber sie mögen offenbar runde Zahlen", kommentierte Viktor Szabo, Portfoliomanager der britischen Versicherungsgruppe abrdn.

Rubel baut trotz XXL-Zinserhöhung in Russland Gewinne ab

In den vergangenen Tagen war der Rubel am Devisenmarkt unter Druck geraten. Nach Einschätzung von Experten hat eine sich verschlechternde Bilanz im Außenhandel zum jüngsten Wertverfall der russischen Währung beigetragen.

Trotz einer kräftigen Zinserhöhung der russischen Zentralbank grenzt die Landeswährung ihre Kurs-Gewinne ein.

Der Rubel lag am Dienstagvormittag nach der Mitteilung ein halbes Prozent im Plus bei 97,20 gegenüber dem Dollar. In Erwartung des Entscheids hatte er am früheren Morgen bis zu 5,2 Prozent auf 92,60 zu Dollar zugenommen. Am Vortag hatte er zum Dollar den tiefsten Stand seit März 2022 erreicht.

Der Rubel sprang nach Russlands Angriff auf die Ukraine wegen der gestiegenen Energiepreise zunächst in die Höhe. Seit dem Sommer 2022 ist die Währung allerdings auf einem kontinuierlichen Abwärtskurs. "Eine plausible Erklärung scheint die sich verschlechternde Handelsbilanz Russlands zu sein. Dennoch scheint seit Kurzem etwas anders hinzuzukommen", sagte Commerzbank-Ökonom Tatha Ghose. Die begrenzte Verlässlichkeit der amtlichen Statistiken und die ungewöhnlichen Vorjahres-Vergleichswerte aufgrund des Ukraine-Krieges machten den genauen Grund allerdings schwierig zu vermitteln.

Interessant seien Medienberichte, wonach sich der Wechselkurs aufgrund eines Zwists zwischen Zentralbank und Regierung abgeschwächt hat, fügte Ghose hinzu. So bezeichne Nabiullina die Verschlechterung der Handelsbilanz als Hauptgrund der Talfahrt des Rubels. Einige Regierungsvertreter beschuldigten dagegen die Zentralbank einer laxen Geldpolitik.

MOSKAU (dpa-AFX) / Frankfurt (Reuters)

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