Ausblick auf 2024

Zinsen, Inflation und Co.: So wird es nach Ansicht von Capital Economics in 2024 weitergehen

26.12.23 23:04 Uhr

Zinsen, Inflation und Co.: So wird es nach Ansicht von Capital Economics in 2024 weitergehen | finanzen.net

An den Märkten hellt sich die Stimmung auf. Auch bei Capital Economics ist man in Bezug auf die Zins- und Inflationsentwicklung im kommenden Jahr optimistisch.

• Inflationsdruck in den USA und der Eurozone nimmt ab
• Währungshüter bleiben dennoch vorsichtig
• Capital Economics rechnet in 2024 mit sinkenden Inflationsraten und Zinsen

Nachdem jüngste US-Inflationsdaten gezeigt haben, dass der Inflationsdruck nachlässt, wächst die Hoffnung auf eine erste Zinssenkung der US-Notenbank Fed. Außerdem wurden die Marktteilnehmer in ihrer Ansicht bestärkt, dass der US-Wirtschaft eine weiche Landung, d. h. ein Szenario mit sinkender Inflation ohne Rezession oder einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit, gelingen wird.

Capital Economics erwartet Rückgang bei Inflation und Zinsen

Dieser Rückgang der Inflation wird sich nach Meinung von Neil Shearing, Group Chief Economist bei Capital Economics in London, auch im nächsten Jahr fortsetzen: "Wir glauben, dass sich die Inflation in den USA letztendlich schneller abschwächen wird, als von der Fed erwartet", schrieb Shearing laut "MarketWatch" in einer Notiz. "Aber die Inflation wird auch in der Eurozone, in Großbritannien und in anderen wichtigen Industrieländern zurückgehen ... 2024 wird wahrscheinlich das Jahr werden, in dem sich die Kerninflation endlich wieder der Komfortzone der Zentralbanken von etwa 2 Prozent nähert", zeigte sich Shearing optimistisch. Die Inflation werde nämlich "noch immer stark von pandemiebedingten Angebotsverzerrungen angetrieben" und dürfte weiter zurückgehen, wenn diese Verzerrungen abklingen, argumentiert Shearing.

Angesichts dessen dürften die Notenbanken in den Industriestaaten "wahrscheinlich ihre Politik lockern". Die Fed scheine bereit zu sei, den globalen Lockerungszyklus anzuführen, da der Desinflationsprozess in den USA weiter fortgeschritten sei und "in der EZB anscheinend eine größere institutionelle falkenhafte Einstellung vorherrsche", so der Experte.

Währungshüter noch zurückhaltend

Tatsächlich hat EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel trotz des erneut deutlichen Inflationsrückgangs im November in der Eurozone eine weitere Zinserhöhung im aktuellen Zyklus nicht ausgeschlossen. Dem Bundesbankpräsidenten erscheint es zudem deutlich zu früh, über eine mögliche Senkung der Leitzinsen überhaupt auch nur nachzudenken.

Doch selbst bei der US-Notenbank ist man sich über den weiteren Kurs noch uneins: Während Fed-Direktor Christopher Waller Zinssenkungen in einigen Monaten ins Spiel gebracht hatte, widerspricht seine Kollegin Mary Daly: "Ich denke im Moment überhaupt nicht über Zinssenkungen nach", erklärte die Präsidentin des US-Notenbankbezirks San Francisco in einem Interview mit der "Börsen-Zeitung". Stattdessen denke sie darüber nach, ob die Fed bereits ausreichend restriktiv sei "um die Preisstabilität wiederherzustellen." Die jüngste Inflationsdaten seien diesbezüglich zwar "ermutigend" gewesen, doch die Teuerung sei noch nicht unbedingt besiegt, gab sie sich zurückhaltend.

Was 2024 sonst noch wichtig werden dürfte

Deutlich zurückhaltend äußerte sich Neil Shearing derweil zum künftigen globalen Wachstum. So befürchtet er, dass das Wirtschaftswachstum in den meisten Ländern im Jahr 2024 schwächer ausfallen wird als erwartet. Im Einzelnen rechnet er mit einer unterdurchschnittlichen Leistung der Eurozone und Großbritanniens im Vergleich zu den USA, sowie mit einer strukturellen Schwäche in China.

Ein wichtiges Thema werden seiner Meinung nach Wahlen rund um die Welt - von den USA und Großbritannien bis hin zu Indonesien und Indien - werden. Sie könnten in 2024 kurzfristig die Volatilität an den Finanzmärkten erhöhen.

Redaktion finanzen.net

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