Schweizerische Nationalbank hebt Leitzins erneut an
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihren Leitzins erneut angehoben.
Die SNB erhöht den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf 0,50 Prozent. Mit dem Schritt wollen die Währungshüter dem erneut gestiegenen Inflationsdruck entgegenwirken, wie die SNB am Donnerstag nach ihrer Zinssitzung erklärte. Zudem soll ein Übergreifen der Teuerung auf bisher weniger betroffene Waren und Dienstleistungen erschwert werden.
Es sei nicht auszuschließen, dass weitere Zinserhöhungen nötig seien, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten, betonten die Währungshüter. Die SNB hatte bereits Mitte Juni die Zinsschraube mit einem Schritt um einen halben Prozentpunkt erstmals seit fünfzehn Jahren wieder angezogen. Seither ist die Teuerung in der Schweiz weiter gestiegen. Für August wiesen die Statistiker eine Inflation von 3,5 Prozent aus.
Damit sind die Negativzinsen der SNB nach beinahe acht Jahren Geschichte. Die Notenbank hatte diese am 18. Dezember 2014 eingeführt, zuerst mit einem Zins von minus 0,25 Prozent. Im Januar 2015 wurde der Leitzins mit der Aufgabe des Euro-Mindestkurses auf das rekordtiefe Niveau von minus 0,75 Prozent gesenkt.
Als einer der Vorreiter der geldpolitischen Wende gilt die US-Notenbank Fed, die ihren Leitzins bereits fünf Mal seit Beginn der Coronavirus-Pandemie erhöht hat, das letzte Mal am Mittwochabend. Der US-Leitzins liegt nun in einer Spanne von 3,0 bis 3,25 Prozent.
Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum hatte vor zwei Wochen zur Bekämpfung der Rekordinflation die größte Zinserhöhung ihrer Geschichte beschlossen. Der Leitzins im Euroraum stieg um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent.
Die Schweizer Notenbank betonte am Donnerstag auch ihre Absicht, bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt aktiv zu sein. Die SNB hatte 2021 für 21,1 Milliarden Franken Fremdwährungen gekauft.
Schweizer Notenbankchef - Weitere Zinserhöhungen wahrscheinlich
Der Schweizer Notenbankchef Thomas Jordan hat die Finanzmärkte auf weitere Zinserhöhungen zur Bekämpfung des Inflationsdrucks eingestimmt.
"Wenn sie unsere neue bedingte Inflationsprognose betrachten, sehen sie, dass es am Ende des Prognosehorizonts eine Dynamik gibt, die nach oben zeigt", sagte Jordan am Donnerstag. "Dies deutet klar darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Geldpolitik weiter gestrafft wird." Zum Umfang oder zum Zeitpunkt künftiger Zinsschritte wollte sich Jordan nicht äußern. Die bisherige sehr expansive Geldpolitik stufte der SNB-Chef als notwendig und angemessen ein, weil es in den vergangenen beiden Jahren galt, eine schwere und weltweite Krise zu bewältigen.
ZÜRICH (dpa-AFX / Reuters)
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Bildquellen: Schweizerische Nationalbank, FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images