US-Notenbank treibt die Zinsen nach unten
Mit ihrer Ankündigung, die Aufkäufe von US-Staatsanleihen ...
... praktisch zu einer Dauereinrichtung zu machen, hat die amerikanische Zentralbank dem Markt zwei Botschaften gesendet: Erstens hat sie bestätigt, dass sie sich große Sorgen um die Nachhaltigkeit des Konjunkturaufschwungs macht und das Abgleiten in die Deflation als echte Gefahr sieht. Zweitens möchte sie nicht nur die kurzfristigen Geldmarktzinsen nahe Null belassen, sondern versucht mit Nachdruck, auch die langfristigen Kapitalmarktzinsen nach unten zu manipulieren. Noch vor kurzem waren die meisten Marktteilnehmer davon ausgegangen, dass die Notenbanker das in der Krise aufgebaute Portfolio von mehr als 2.000 Mrd. Dollar an Hypothekenanleihen und Staatsanleihen wieder schrittweise abbauen werden und damit das sogenannte "Quantitative Easing", das uns ja als einmalige Notmaßnahme zur Rettung des Finanzsystems verkauft wurde, wieder zurückführen werden. Jetzt stellt sich die Sache jedoch anders da. Jetzt muss der Retter der Banken, nämlich der amerikanische Staat, selbst gerettet werden. Dazu bedient man sich der einzig verbleibenden Quelle, der Zentralbank. Diese hat eben festgeschrieben, dass sie fällig werdende Anleihen aus ihrem Portfolio konsequent durch den Aufkauf von US-Staatsanleihen ersetzen und damit das Portfolio auf mindestens 2.000 Mrd. belassen wird. So hat der Staat kurzerhand sichergestellt, dass ein neuer Käufer für Hunderte Mrd. Dollar neuer Staatsschulden bereit steht. Das Schlimme ist nur, dass dieser Käufer dieses Geld gar nicht hat, sondern es schafft, indem er es einfach bei der Notendruckerei bestellt. Er heizt damit die bereits seit einiger Zeit laufende Blasenbildung in den Staatsanleihemärkten weiter an. Noch lassen sich die Anleger weltweit aufgrund der gefühlten Alternativlosigkeit verführen und kaufen weiter Staatstitel zu historisch tiefen Renditen. Wir bezweifeln jedoch, dass mit 2,75% Zins für zehn Jahre das Risiko der USA, deren Geschäftsmodell einer auf kreditfinanzierten Konsum ausgerichteten Volkswirtschaft nachhaltig gescheitert ist, und die vor einer wahrscheinlich zehnjährigen Anpassungsphase stehen, richtig bewertet ist. Sollte das Vertrauen kippen, werden die überwiegend ausländischen Gläubiger der USA höhere Risikoaufschläge fordern. Damit könnten die längerfristigen Zinsen weltweit signifikant nach oben korrigieren. Auch wenn kurzfristig der aktuelle Zinsrutsch auch die Banken zur Senkung der Baufinanzierungskonditionen zwingt, sollten Kunden auf der Hut bleiben und nicht vergessen, dass die Finanzierung in der Regel 25 Jahre läuft. Diese Periode heute zu historisch tiefen Zinssätzen abzusichern, kann kein Fehler sein.
Gerade in der nächsten Woche sollten sich nach den Anpassungen der Banken sehr attraktive Konditionen ergeben. Wir empfehlen, zumindest einen großen Teil der Finanzierungssumme über lange Sollzinsbindungen festzuschreiben und damit für Kalkulationssicherheit zu sorgen. Baufinanzierungskunden müssen in Zeithorizonten von 20 bis 30 Jahren denken, in denen sie monatliche Zahlungen leisten. Daher sollten sie sich auf keine Spekulation einlassen. Die Zinsen sind derzeit historisch tief und implizieren ein Deflationsumfeld für die nächsten Jahre. Eine Inflationsprämie ist in den aktuellen Zinssätzen nicht mehr enthalten. Grundsätzlich raten wir, bei diesem niedrigen Zinsniveau eine Tilgung von zwei bis drei Prozent zu wählen, damit die Gesamtlaufzeit des Darlehens überschaubar bleibt. Gefragt sind momentan zum Beispiel sogenannte Volltilger-Darlehen. Dabei steht über eine höhere laufende Tilgung heute schon eine Rate fest, die nach 20 oder 25 Jahren zur vollständigen Rückzahlung des Darlehens führt. Das Risiko, später zu deutlich höheren Zinsen eine Anschlussfinanzierung vornehmen zu müssen, wird damit bereits jetzt ausgeschlossen.
Tendenz
kurzfristig: abwärts
mittelfristig: aufwärts
Der Interhyp-Zinskommentar vom 13. August 2010 von Robert Haselsteiner - Gründer und Vorstand der Interhyp AG
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