Übertriebene Talfahrt

Österreichische Börse: Wankendes Geldhaus

16.07.14 12:30 Uhr

Österreichische Börse: Wankendes Geldhaus | finanzen.net
Österreich: Wankendes Geldhaus

Gewinnwarnungen ließen den Leitindex ATX deutlich einbrechen. Mutigen Investoren bieten sich nun aber wieder Chancen.

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von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Den benachbarten Stephansdom brachte die Gewinnwarnung der Erste Group zwar nicht ins Wanken, dafür aber deren Aktienkurs, der seitdem um 24 Prozent abstürzte. 2014 droht der größten Bank Österreichs ein Verlust von 1,6 Milliarden Euro. Die deutlich höhere Risikovorsorge und Abschreibungen von Töchtern in Ungarn und Rumänien machen dem Spitzeninstitut der Sparkassen zu schaffen. In Rumänien muss sich die Bank auf Druck der dortigen Notenbank von faulen Krediten trennen. In Ungarn zwingt sie die Regierung, rückwirkend Zins- und Gebührenerhöhungen für Fremdwährungskredite zurückzunehmen.

Die Erste Group ist mit 16 Prozent Anteil das Schwergewicht in Austrias Leitindex ATX, was diesen stark in Mitleidenschaft zog. Um 7,5 Prozent sackte er seit der Hiobsbotschaft der Erste Group ab. Zudem wurde auch die andere große Bank im Index, die Raiffeisen Bank International (acht Prozent Anteil), in Sippenhaft genommen und verlor kräftig. Sie hat zwar mit den Problemen der Erste Group nichts zu tun, ist aber auch in Osteuropa - vor allem in Russland - sehr aktiv, was Anlegern nun Sorgen bereitet. Dabei scheint sich die Lage dort zu beruhigen.

Der Kurssturz dürfte übertrieben sein. Das Osteuropageschäft ist zwar für einige Top-Unternehmen der Alpenrepublik wichtig, doch noch erheblich bedeutender ist der Handel mit Deutschland, Westeuropa, den USA und den Emerging Markets. Dort läuft die Konjunktur überwiegend gut, was sich positiv auf das Geschäft der österreichischen Konzerne auswirkt. Allein 30 Prozent der Exporte gehen nach Deutschland. Zudem erholt sich die Wirtschaft auch in einigen Oststaaten wie Slowenien, Rumänien oder Ungarn.

Solide ökonomische Kennziffern
Das drückt sich auch im BIP-Wachstum Österreichs aus. War es 2013 mit plus 0,3 Prozent noch schwach, beträgt es 2014 voraussichtlich 1,5 Prozent und soll 2015 auf 1,9 Prozent steigen. Auch sonst sind die ökonomischen Kennziffern solide. Die Arbeitslosenrate steht bei 4,9 Prozent, es gibt einen Leistungsbilanzüberschuss, das Haushaltsdefizit soll 2015 auf 1,4 Prozent sinken, die Staatsverschuldung beläuft sich auf 80 Prozent des BIP. Die Inflation ist mit 1,9 Prozent zwar hoch, aber nicht besorgniserregend.

Österreich verfügt über einige Weltmarktführer und ist ökonomisch breit aufgestellt. Neben Banken sind Immobilien- und Bauwerte sowie Stahlfirmen wie Voestalpine, der Anlagenbauer Andritz sowie die Ölgesellschaften OMV und Schoeller-Bleckmann bedeutende im ATX vertretene Sektoren. Sie profitieren von der anziehenden Weltkonjunktur und dem wegen der niedrigen Zinsen gut laufenden Immobilienmarkt in Österreich. Hinzu kommt der prosperierende Tourismus.

Nach dem Kursrutsch ist der ATX niedrig bewertet. Für 2015 lautet das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis 10,7, was unter dem historischen Schnitt von 12,1 liegt. "Der ATX dürfte dann profitieren, wenn die Anleger das erkennen und von den großen, schon gut gelaufenen Börsen auf kleinere, preiswertere Märkte umschwenken", sagt Daniel Lion, Aktienanalyst für Österreich bei der Erste Group. "Das Osteuropa-Risiko überschattet derzeit die mittelfristig ­positiven Aussichten", so der Profi.

Das ist wohl richtig, ganz von der Hand zu weisen ist das Risiko aber nicht. Neben der Erste Group musste zuletzt auch die Telekom Austria ihre Gewinnprognose reduzieren, wofür vor allem der teure Netzausbau in Osteuropa verantwortlich ist. Jedoch beträgt deren Anteil am ATX nur 3,6 Prozent. Wer sich unsicher ist, ob der Boden erreicht ist, kann mit dem ATX-Cap-Bonuszertifikat (ISIN: AT 000 0A1 7GM 1) der Erste Group einen Risikopuffer einbauen. Bis zur Barriere von 2.000 Punkten beträgt dieser beim jetzigen Indexstand von 2.370 Zählern 15,7 Prozent. Wird die Barriere bis Fälligkeit Ende März 2015 nie touchiert, liegt die Rendite bei 6,9 Prozent oder jährlich 9,5 Prozent. Der Cap steht bei 2.750 Punkten. Anleger zahlen beim Zertifikatekauf ein Aufgeld von 8,5 Prozent. Wird die Barriere berührt, kann das Aufgeld den Verlust erhöhen.

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Bildquellen: Muellek Josef / Shutterstock.com, Abel Tumik / Shutterstock.com

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