Südosteuropa

Investment-Idee: Spannende Balkan-Börsen

08.02.13 17:00 Uhr

Die bisher kaum beachteten Märkte in Rumänien, Serbien und Bulgarien sind im Aufwind. Der Trend dürfte sich fortsetzen.

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von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Ein Land wie geschaffen für Karl-Theodor zu Guttenberg: In Rumänien hätte der Ex-Verteidigungsminister wegen der Plagiatsaffäre wohl kaum zurücktreten müssen. Jedenfalls hat dem amtierenden Ministerpräsidenten und studierten Juristen Victor Ponta der Vorwurf, er habe weite Teile seiner Dissertation abgekupfert, nicht geschadet. Dabei hatten zwei Expertenkommissionen bestätigt, dass es sich bei der Doktorarbeit eindeutig um ein Plagiat handelt. Die Rumänen wählten den passionierten Rallyefahrer im Dezember trotzdem zum Premierminister. Seine Regierungskoalition verfügt sogar über eine Zweidrittelmehrheit.

Sein Kabinett besteht aus einer Mischung illustrer Persönlichkeiten — darunter Holocaust-Leugner, Korruptionsangeklagte und Ex-Securitate-Mitarbeiter. Den Machtkampf mit Präsident Traian Băsescu, der den Staat im Vorjahr lähmte, scheint Ponta gewonnen zu haben.

Der klare Wahlsieg sorgt für Stabilität im Land. Die könnte aber ihren Preis haben. Ponta versicherte zwar, dass Rumänien auf dem europäischen Weg bleiben und der Rechtsstaat gestärkt werde. Allerdings befürchten seine Gegner, dass er mit Verfassungsänderungen seinen Willen gegen Băsescu durchsetzen wird. Ganz oben auf seiner Agenda dürfte stehen, die Rechte des Präsidenten zu beschneiden und das Verfassungsgericht mit eigenen Leuten zu besetzen. Zudem will Ponta den Kampf gegen Korruption stark abschwächen, den sich der Präsident auf die Fahnen geschrieben hat.

Rumänien kann Erfolge vorweisen
Dabei dürften die EU und der IWF aber ein Wörtchen mitzureden haben. Gegenwärtig verhandelt der IWF mit Rumänien über eine Ver­längerung des Unterstützungsprogramms, das Ende Juni ausläuft. Die hohe Auslandsverschuldung ist neben der grassierenden Korruption, Rechtsunsicherheit und einem stockenden Privatisierungsprozess das Haupthindernis für eine bessere Entwicklung der Wirtschaft.

Dabei hat der Staat durchaus Erfolge vorzuweisen. Das Budgetdefizit wurde von 6,8 Prozent 2010 auf 2,9 Prozent im Vorjahr gedrückt. Die Staatsverschuldung liegt bei nur 35 Prozent des BIP. Die Wirtschaft soll sich 2013 um 1,8 Prozent erholen.

Dazu trägt vor allem dabei, dass der Karpatenstaat eine prosperierende Kfz-Industrie hat. Zudem verfügt das Land über gut ausgebildete IT-Fachkräfte. Und niedrige Steuern von 16 Prozent sowie geringe Löhne ziehen globale Konzerne wie Oracle oder SAP an. Der Tourismus könnte als wichtiger Wirtschaftsfaktor hinzukommen. „Hier wird das Potenzial bisher bei Weitem nicht genutzt“, sagt Henning Eßkuchen, Osteuropa-Analyst der österreichischen Bank Erste Group.

Die politische Stabilisierung und die besseren Wachstumsaussichten honorierte auch die Bukarester Börse. Der Leitindex BET kletterte seit Anfang Januar um neun Prozent in Euro. Zudem profitierten rumänische Titel von Umschichtungen von Osteuropa-Fonds, die aus der Türkei auf den Balkan wechselten. Rumänien ist dann erste Wahl. „Die Börse Bukarest ist bezüglich der Liquidität der Riese unter den Zwergen auf dem Balkan“, sagt Eßkuchen.

Die Börse in Sofia haussiert
In Bulgarien dagegen reichen schon geringe Zuflüsse, um den Aktien­index Sofix kräftig zu bewegen. Das zeigt sich seit Jahresbeginn. Die verschlafene Börse Sofia ist mit plus 16 Prozent in Euro der Markt mit der besten Performance 2013 weltweit.

Auch hier beeindrucken die ökonomischen Kennziffern. Der Balkanstaat hat mit 18,5 Prozent des BIP nach Estland die geringste Staatsverschuldung in der EU. Der Haushalt ist ausgeglichen, die Leistungsbilanz kaum negativ und die Landeswährung Lew ist an den Euro gekoppelt.

Trotzdem mieden ausländische Anleger das Land bisher, auch weil 20 Prozent der Bankaktiva Tochterinstituten griechischer Banken gehören. Dabei sind die Investitions­bedingungen gut. „Bulgarien ist das EU-Land mit den niedrigsten Löhnen und der geringsten Steuerbelastung“, sagt Annika Pattberg, Balkan­expertin bei Germany Trade & Invest. Die Unternehmensteuer beträgt lediglich zehn Prozent.

Zudem sprechen viele Bulgaren gut Englisch und Russisch, rund zehn Prozent sogar Deutsch. Das macht das Land zu einem beliebten Standort für Callcenter. Im Gegensatz zu Rumänien ist der Tourismus an der bulgarischen Schwarzmeerküste bereits ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Einen guten Ruf bei Softwarefirmen genießen auch die Programmierer des Landes.

Zu gut — wenn es um Direktinvestitionen geht. Denn die hohe Abwanderung von Fachkräften nach Nordeuropa ist ein Problem. Sie erhoffen sich dort ein besseres Leben als im ärmsten EU-Land. Abgeschreckt werden Investoren aber vor allem dadurch, dass das organisierte Verbrechen in Bulgarien großen Einfluss auf Politik und Wirtschaft hat. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der EU-Fördergelder verschwindet in dunklen Kanälen. Bulgarien sei diesbezüglich nicht der einzige, aber der extremste Fall in der EU, bemängeln EU-Prüfer seit Jahren. Nicht wenige Politiker in Brüssel sind inzwischen der Meinung, Bulgarien sei zu früh in die EU aufgenommen worden.

Der frühere Leibwächter und Karatekämpfer Bojko Borissow, der seit 2009 als Ministerpräsident eine Minderheitsregierung führt, hatte sich mit markigen Sprüchen dem Kampf gegen Korruption und Kriminalität verschrieben. Den Worten folgten aber kaum Taten.

In die illustre Riege der Premierminister auf dem Balkan reiht sich der neue starke Mann in Serbien, Ivi­­ca Dačić, ein. Der einstige Informationsminister von Slobodan Milo­šević gewann im Mai 2012 mit der sozialistischen Ex-Milošević-Partei überraschend die Parlamentswahlen. Er bekannte sich zum EU-Beitritt Serbiens. Internationale Beobachter waren anfangs skeptisch, staunen aber inzwischen. Die neue Regierung entpuppt sich als Mafiajäger. Der reichste Serbe, Miroslav Mišković, dessen dubioses Firmengeflecht allein zehn Prozent des serbischen BIP erwirtschaftet, sitzt in Untersuchungshaft und wartet auf seinen Prozess.

Dačić versucht ausländische Investoren anzulocken. Die braucht Serbien dringend. Das Land war im Zuge der Griechenland-Krise im letzten Quartal 2011 quasi pleite. Die staatlichen Konzerne zahlten ihre Rechnungen nicht mehr. Inzwischen hat sich die Lage gebessert und die Rechnungen sind beglichen. Im Zuge der Auflösung der Kreditkrise konnten wieder serbische Dollar-Bonds bei Anlegern platziert werden, da das Zinsniveau mit 6,5 Prozent attraktiv ist.

Dieses Jahr wird mit einem Wirtschaftswachstum von zwei Prozent gerechnet, nach einem Rückgang des 2012er-BIP um 2,5 Prozent. Eine starke Dürre traf das Land, in dem der Agrarsektor 20 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht.

Serbien hält Europarekorde
Serbien ist der größte Erzeuger von genfreiem Soja und von Himbeeren in Europa. Auch sonst wartet das Land mit Europarekorden auf: Es ist der wichtigste europäische Gummistiefelproduzent und verfügt über bedeutende Vorkommen an Kohle und Öl. Im serbischen Teil des Kosovo lagern die größten Blei- und Zink­reserven des Kontinents. Bevor der Konflikt zwischen Belgrad und dem Kosovo nicht gelöst ist, können diese aber nicht ausgebeutet werden.

Trotz politischer Risiken siedeln sich Zulieferer aus den Sektoren Auto, Elektronik und Maschinenbau hier an. „Serbien hat Lohnkosten wie China, liefert aber bessere Qualität und ist nah an Kerneuropa“, stellt Joachim Waltl, Manager des Qimco Balkan Equity Fonds, heraus.

Trotz der kräftigen Auslandsverschuldung, sechs Prozent Haushaltsdefizit, zwölf Prozent Inflation und 22 Prozent Arbeitslosenrate ist er vorsichtig optimistisch, was Serbien anbetrifft. Vor allem weil er von einer Fortsetzung des EU-Konvergenzprozesses ausgeht. „Ich rechne damit, dass Serbien 2018 der EU beitritt“, meint der Österreicher. Zudem seien die Aktien in Belgrad mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 4,5 die billigsten in Europa. Daran ändert auch die Hausse der Belgrader Börse seit Dezember 2012 nichts.

Sowohl Serbien als auch Bulgarien und Rumänien sind stark von der Entwicklung der Eurozone abhängig, da diese Länder wirtschaftlich eng mit Europa verflochten sind. Beruhigt sich die Lage in der Eurozone weiter, dürften die Balkanbörsen ihren Aufwärtstrend fortsetzen. Für Rumänien spricht die bessere Handelbarkeit, für Bulgarien und Serbien das günstigere KGV.

Aus Rumänien und Bulgarien wurden übrigens Polizeiberichte bekannt, wonach findige Geschäftemacher eine neue ertragreiche Geldquelle erschlossen haben: den Handel mit akademischen Titeln. Traumhaft — oder nicht, Herr zu Guttenberg?

Investor-Info

Rumänien
Der liquideste Balkanmarkt
Auf den in Wien berechneten Romanian-Traded-­Index (ROTX) können Anleger mit dem Zertifikat der Erste Group setzen. Das Barometer umfasst elf der Topfirmen Rumäniens. Schwergewichte sind Banken, der Ölkonzern OMV Petrom und ein Privatisierungsfonds. Das KGV liegt bei neun. Dividenden gibt es nicht. Der Spread beträgt zwei Prozent.
ISIN: AT0000A034N4 

Bulgarien
Der Top-Performer in 2013
Schon um 16 Prozent hat der Sofix-Index seit Neujahr zugelegt und ist damit der Topindex 2013. Das KGV von 6,5 ist günstig, jedoch fehlt es an Liquidität. Der Index ist breit über Banken, Immobilien-, ­Tabak- und Generikafirmen diversifiziert. Das RBS-Sofix-Zertifikat ist leider teuer: Der Anleger erhält keine Dividenden, der Spread beträgt vier Prozent.
ISIN: NL0000732295

Serbien
Die Schnäppchenbörse
Serbische Titel sind extrem preiswert. Die Handelbarkeit hält sich aber in Grenzen. Im Zertifikat der HypoVereinsbank sind die 15 serbischen Toptitel versammelt — vor allem Banken, Metall- und Agrarwerte. Die 4,7 Prozent Dividende entgehen Anlegern. Der Spread liegt bei zwei Prozent.
ISIN: DE000HV5AW11

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