Strategien auf Aktien und Indizes: Oben bleiben!
Wie Anleger von der Aktienrally profitieren und sich teilweise gegen fallende Märkte absichern können. Die besten Zertifikate.
von Gian Hessami, Euro am Sonntag
Wie lang geht die Aktienrally noch weiter? Zu Jahresbeginn notierte der deutsche Leitindex bei rund 7.700 Punkten. Das alte Allzeithoch von 8.151 Punkten wurde im Mai geknackt, Ende Oktober überschritt das Börsenbarometer sogar die 9.000-Punkte-Marke. Ähnlich ist es mit dem europäischen Leitindex, dem Euro Stoxx 50. Er startete dieses Jahr mit 2650 Punkten, heute steht er bei 3.050 Zählern.
Nach der Rekordjagd der vergangenen Wochen könnten Anleger durchaus Höhenangst bekommen. Lieber jetzt aussteigen und Gewinne sichern? Angesichts des Niedrigzinsniveaus gibt es jedoch kaum Möglichkeiten, das Geld rentabel zu parken. Es gibt bessere Alternativen. Etwa in Zertifikate investieren, mit deren Strategie Anleger von steigenden Märkten profitieren und sich gegen fallende Märkte ein Stück weit absichern.
Höchststände einfrieren
Dies ist zum Beispiel mit Zertifikaten möglich, die die Höchststände des Basiswerts, auch Underlying genannt, einfrieren. Dadurch können sich Anleger die während der Laufzeit erzielten Höchststände, etwa von Aktien oder Indizes, sichern. Geschenkt bekommen die Investoren bei der Strategie allerdings nichts. Gewinngarantien gibt es keine. Im Gegenzug müssen sie an anderer Stelle Abstriche machen.
Wer auf diese Zertifikate setzen will, sollte sich vorab deren Funktionsweise genau ansehen.
Die HypoVereinsbank legt die Papiere unter der Bezeichnung „All-Time-High“ auf. „Niedrig einsteigen und zum Höchstkurs verkaufen“, versprechen die Papiere laut der Emittentin. Die Zertifikate sichern einen bestimmten Anteil des höchsten Monatsendstands des Basiswerts, etwa 82 Prozent des Euro Stoxx 50, der während der Laufzeit erreicht wird. Am jeweils letzten Handelstag eines Monats wird der Stand des Euro Stoxx 50 betrachtet. Erreicht er einen neuen Höchststand, wird dieser „Lock-in-Wert“ bis zum Laufzeitende eingefroren. Dann partizipieren Anleger zum festgelegten Anteil von 82 Prozent am höchsten festgestellten Niveau des Europa-Index.
Dies kann, muss aber kein gutes Geschäft für den Anleger sein. Sollte etwa die Aktie oder der Index während der Laufzeit keine großen Kurssprünge nach oben machen, wären Käufer mit einem einfachen Indexzertifikat, mit dem sie eins zu eins an der Basiswert-Performance teilnehmen, womöglich besser gefahren.
Vorteilhafter wäre es, wenn die Papiere die zwischenzeitlich erreichten Höchststände vollständig einfrieren könnten und nicht nur zu einem bestimmten Anteil. Weiterhin wäre es wünschenswert, wenn die Höchststände börsentäglich — und nicht nur einmal pro Monat — gesichert würden. Solche Produkte gibt es in der Tat. Goldman Sachs nennt sie Highscore-Zertifikate. Im Gegenzug ist bei diesen Produkten aber eine Barriere eingebaut: Sollte der Index oder die Aktie die Barriere während der Laufzeit touchieren, entfällt der Lock-in-Mechanismus. Das Papier wandelt sich anschließend zu einem klassischen Indexzertifikat mit vollem Verlustrisiko.
Es muss aber nicht gleich etwas Exotisches sein. Auch mit klassischen Bonuszertifikaten lässt sich das Risiko begrenzen. Sie bieten zwar keine Höchststandsicherung, aber dafür ein klares Renditeversprechen, solange die obligatorische Untergrenze der Papiere nicht verletzt wird. Sollte der Basiswert die Barriere, die unter dem aktuellen Kurs des Basiswerts liegt, während der Laufzeit nicht berühren, gibt es zum Schluss eine Bonuszahlung.
An haussierenden Basiswertkursen nehmen die Käufer dieser Papiere entweder unlimitiert oder bei Cap-Bonuspapieren bis zu einer Obergrenze teil. Reißt die Barriere, partizipieren Investoren eins zu eins an der Wertentwicklung des Basiswerts. Dabei kann es — wenn der Zertifikatekurs bei Fälligkeit unter dem Einstiegsniveau notiert — zu teilweise hohen Verlusten kommen.
Über der K.-o.-Schwelle bleiben
Risikobereite Anleger, die von seitwärts laufenden Kursen eines Basiswerts ausgehen, sollten sich Stay-High-Optionsscheine genauer ansehen. Das Prinzip: Notiert der Basiswert bis zur Fälligkeit oberhalb der Knock-out-Schwelle, gibt es am Ende eine hohe Rendite. Reißt die Marke, verliert man allerdings seinen ganzen Einsatz. Bei diesen spekulativen Papieren sind besonders zwei Aspekte wichtig: Wie weit ist die Knock-out-Schwelle vom aktuellen Basiswertkurs entfernt, und wie lange läuft das Papier? Je näher die Schwelle und je später die Fälligkeit, desto höher ist das Verlustrisiko — aber vice versa auch die erzielbare Rendite.
Diese können sich Anleger vorab ganz einfach ausrechnen. Sie ergibt sich aus der Differenz zwischen Auszahlungsbetrag und Kaufpreis des Produkts. Der ausgewählte Stay-High-Optionsschein auf den DAX (siehe unten) kostet sieben Euro.
Hält die K.-o.-Schwelle bei 8.100 Punkten bis zur Fälligkeit im Juni 2014, beträgt der Gewinn drei Euro oder 43 Prozent. Wird das Ziel jedoch verfehlt, verlieren Anleger die eingesetzten sieben Euro — ein Totalverlust. Wer weniger Risiko will, kann die Schwelle bei 7.900 Punkten setzen.
Investor-Info
All-Time-High-Zertifikat
Höchststände sichern
Das Papier sichert Anlegern 82 Prozent des höchsten Monatsendstands des Euro Stoxx 50, der während der Laufzeit bis zum 31. März 2015 erreicht wird. Das Indexstartniveau liegt bei 2.953,63 Punkten. Derzeit notiert der Euro Stoxx 50 bei 3050 Zählern, der aktuelle Lock-in-Wert beträgt 3.013,09 Punkte. Sollte es weiter nach oben gehen, können Anleger davon profitieren.
Highscore-Zertifikat
Höher, aber mit Barriere
Anleger sichern sich täglich zu 100 Prozent die Kurshöchststände des Euro Stoxx 50. Im Gegenzug ist das Produkt mit einer Barriere ausgestattet, die bei 1.449,18 Punkten liegt. Wird sie bis zur Fälligkeit am 12. März 2015 gerissen, wandelt sich das Papier
in ein klassisches Indexzertifikat. Dann nehmen Anleger eins zu eins an der Indexperformance teil.
Bonuszertifikat
Für Seitwärtsmärkte
Das Bonuszertifikat auf den DAX lockt mit zehn Prozent Bonusertrag pro Jahr. Diesen erhalten Anleger, falls die Barriere von 7.850 Punkten bis zur Fälligkeit im September 2014 nicht berührt wird. Sollte das der Fall sein, orientiert sich die Rückzahlung an der DAX-Performance. Die Gewinne sind nicht limitiert.
Stay-High-Optionsschein
Für Mutige
Sollte der DAX bis zum 20. Juni 2014 stets oberhalb der Knock-out-Schwelle von 8.100 Punkten notieren, erhalten Käufer des Stay-High-Optionsscheins zehn Euro ausgezahlt. Bei einem Kaufkurs von sieben Euro ergeben sich daraus 43 Prozent Ertrag. Wird die
K.-o.-Schwelle erreicht, ist der Totalverlust die Folge.