Volatilität: Alternative Renditequelle
In guten Zeiten ist es nicht schwer, Kapital rentabel zu investieren. Doch angesichts von Niedrigzinsen, der anhaltenden Eurokrise, des Nordkorea-Konflikts oder Terroranschlägen wie in Boston sind die Märkte weiter verunsichert.
von Alexander Raviol, Gastautor von Euro am Sonntag
Seit der Lehman-Krise 2008 sind Investoren auf der Suche nach Strategien, die unabhängig von der allgemeinen Marktlage möglichst positive Renditen erzielen. Gerade die derzeitigen Schwankungen an den Kapitalmärkten, das Niedrigzinsumfeld, die Schuldenkrise in Europa oder politische Unsicherheiten wie in Nordkorea setzen institutionelle sowie private Anleger zusätzlich unter Druck.
In solch turbulenten Zeiten anzulegen macht vielen schlichtweg Angst. Daher hat Sicherheit — und nicht nur derzeit — bei Anlegern eine besonders hohe Priorität. Aber auch das Interesse an einer Absicherung für das Portfolio ist gewachsen. Die Absicherung eines Portfolios ist jedoch eine komplizierte Angelegenheit, denn gerade die hohen Kursschwankungen an den Finanzmärkten machen die Geldanlage unberechenbar.
Volatilität entwickelt sich
umgekehrt zu den Kursen
In diesem Marktumfeld bietet die als Risikokennzahl bekannte Volatilität eine Alternative. Sie beschreibt, wie stark die Rendite eines Investments um ihren mittleren Wert schwankt. Dabei ist Volatilität aber nicht gleich Volatilität. Die realisierte Volatilität etwa ist ein historisches Maß. Sie gibt an, wie stark Kursschwankungen in einem bestimmten vergangenen Zeitraum waren. Die implizite Volatilität wiederum gibt an, mit welchem Ausmaß von Kursschwankungen man in Zukunft rechnet. Sie liegt normalerweise etwas höher als die realisierte Volatilität. Bei vielen Aktienindizes beträgt der Unterschied rund vier Prozent. Diese Differenz stammt aus dem Optionshandel.
Wer Volatilität verkauft, geht grundsätzlich ein Risiko ein, denn die zukünftige Kursschwankung ist unbekannt. Dafür erhält der Verkäufer eine Risikoprämie. Denn das Besondere ist: Die Volatilität entwickelt sich umgekehrt zu den Kursen. Steigt die Notierung von Aktien oder Aktienindizes, fällt die Volatilität. In Krisenphasen, in denen der Kurs fällt, steigt sie stark an.
Um mit impliziter und realisierter Volatilität das Portfolio abzusichern und zusätzlich Geld zu verdienen, sind Optionen nach wie vor das wichtigste Instrument. Und im Idealfall ist dabei die Richtung der Kursschwankung unerheblich. Dank ihrer negativen Korrelation zu den traditionellen Assetklassen können Volatilitätsstrategien als alternative Ertragsquelle dienen. Denn Volatilität hat andere Renditetreiber als Aktien oder Renten und hilft Anlegern, ihre risikoadjustierte Rendite nachhaltig zu verbessern und positive Diversifikationseffekte zu erzielen. Dadurch werden Portfolios nicht nur abgesichert, sondern auch effizienter.
Wie sich Volatilitätsinvestments in verschiedenen Marktphasen verhalten, hängt immer von der konkreten Strategie ab. Deshalb sind nicht alle Investmentansätze geeignet, auch langfristig nachhaltige Renditen zu erzielen. Investoren können beispielsweise ganz gezielt auf steigende oder fallende Kursbewegungen setzen. Neben Long- und Short-Strategien gibt es auch Ansätze, die relative Wertunterschiede ausnutzen und absolute Erträge generieren wollen.
Sinnvolle Beimischung zum
Portfolio von Privatanlegern
Einige der zum Teil komplexen Volatilitätsstrategien leisten als neue Assetklasse einen wertvollen Beitrag zur Assetallokation. Gerade die Turbulenzen an den Kapitalmärkten feuern den Trend zur sinnvollen Absicherung und breiten Diversifizierung des Portfolios weiter an. Jedoch sollte die Suche nach einem schlüssigen Produktkonzept sorgfältig ausgeführt werden. Mit den typischen passiven Volatilitätsprodukten, die zum Beispiel in Optionen auf den Volatilitätsindex für den
US-Leitindex S & P 500 investieren, erhält man zwar in der Regel einen guten Schutz in Krisenphasen. In „normalen“ Marktphasen muss man aber mit deutlichen Verlusten rechnen.
Volatilität als Investment, handelbar etwa über Zertifikate, hat in den vergangenen Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen. Das gestiegene Interesse an Volatilität ist dabei vor allem auf die vielfältige Nutzbarkeit von Volatilität zurückzuführen. Volatilitätsstrategien können sowohl als alternative Ertragsquelle als auch zur Krisenabsicherung dienen. Die Beimischung von Volatilitätsstrategien zu bestehenden Portfolios bietet sich für Anleger somit aus Rendite- und Risikogründen an. Entscheidend dabei ist das aktive Management der einzelnen Bausteine.
zur Person:
Alexander
Raviol,
Head of Portfolio
Management
Absolute Return bei Lupus alpha
Raviol ist Partner von Lupus alpha, wo er 2006 zunächst Leiter der Produktentwicklung im Absolute-Return-Segment und darüber hinaus verantwortlich für das Quality & Risk Management war. Der Diplom-Physiker hat umfassende Kapitalmarkterfahrungen.
Die eigentümergeführte, unabhängige Asset-Management-Gesellschaft Lupus alpha gilt als einer der Pioniere in Deutschland für europäische Nebenwerte und ist einer der führenden Anbieter von Absolute-Return-Konzepten für institutionelle Anleger.