Investment-Chancen

Neuer Optimismus: Japan auf der Überholspur

27.01.10 12:30 Uhr

Eigentlich hatten Investoren Japan schon so gut wie abgeschrieben. Jetzt aber sorgt der Regierungswechsel für neue Zuversicht. Mit welchen Papieren Anleger vom Stimmungswechsel profitieren.

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von EURO-Redakteur Richard Pfadenhauer

Alle Augen richten sich auf Yukio Hatoyama, 62. Mit dem neuen Regierungschef verknüpfen die Japaner, aber auch die internationalen Investoren, die vorsichtige Hoffnung, dass nach zwei Dekaden voller Krisen und enttäuschter Erwartungen die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wieder nachhaltig wachsen könnte.

Die Ausgangslage ist nicht gerade rosig. Nach 50 Jahren nahezu ununterbrochener Regierungsverantwortung hat die LDP-Partei einen Schuldenberg hinterlassen, der auf das knapp Zweifache des Bruttoinlandsprodukts angewachsen ist. Den Export – Japans wichtigster Konjunkturmotor – hat die Finanzkrise und der darauf folgende Bestellstopp vieler internationaler Konzerne schwer gebeutelt; der private Konsum lahmt, weil die Bevölkerung überaltert ist und schrumpft.

Nichtsdestotrotz scheint sich unter den Marktteilnehmern allmählich eine gewisse Zuversicht breit zu machen. Noch wollen die Wenigsten an eine Wende glauben. „Viele befürchten eher einen Rückfall in die Rezession“, sagt Yoshihiro Ito, Stratege beim Investmenthaus Okasan Asset Management aus Tokio. Die Experten von Citigroup und Saxo Bank dagegen sehen Anzeichen für eine Erholung. Für mittelfristig orientierte Anleger bieten sich ihrer Ansicht nach interessante Einstiegschancen.

Ihr Optimismus beruht vor allem auf zwei Faktoren: der Ankurbelung der Binnenwirtschaft und einem schwächelnden Yen. Dass die Japaner von ihren Ersparnissen mehr ausgeben, ist eines der wichtigsten Ziele des neuen Regierungschefs. Ende des abgelaufenen Jahres kündigte er an, aus diesem Grund mehrere Investitionsprogramme der Vorgängerregierung für Infrastrukturinvestitionen kappen zu wollen. Die eingesparten Mittel sowie ein neuerliches Konjunkturprogramm im Umfang von umgerechnet 55 Milliarden Euro sollen in die Förderung des Konsums sowie kleiner und mittelständischer Betriebe fließen.

„Der Schlüssel für künftiges Wachstum“, erklärt Hatoyama, „ist, wie wir Nachfrage schaffen können.“ Sein Ziel: ein jährliches Wachstum von real zwei Prozent bis 2020. Die Spendierfreude hat einen durchaus erwünschten Neben­effekt: In Erwartung steigender Schulden fällt der Yen.

Die japanische Währung hat zum Jahreswechsel nicht nur gegenüber Dollar und Euro verloren, sondern auch gegenüber dem taiwanesischen Dollar und dem südkoreanischen Won. Das macht Japan konkurrenzfähiger. „Ein schwacher Yen wird den exportorientierten Werten und dem Aktienmarkt Auftrieb verleihen“, glaubt Tsutomu Fujita, Aktienstratege bei der Citigroup. Zudem dürfte der Auftragsanstieg aus wachstumsstarken Ländern wie China und Indien für deutlich verbesserte Ergebnisse sorgen.

Tatsächlich zeigen sich dem jüngsten Konjunkturbericht der japanischen Zentralbank zufolge immer mehr exportabhängige Großunternehmen für die kommenden Monate zuversichtlich. „Bestätigt sich dieser Trend, könnten die Standardwerte bis Ende 2010 um rund 20 Prozent steigen“, hofft Fujita.

Lesen Sie, welche Papiere sich für ein Investment besonders eignen

Noch mehr Potenzial bieten nach Ansicht der Aktienstrategen der Saxo Bank die kleineren Werte in Japan, zusammengefasst im TSE Small Index. Das Kurs­potenzial betrage rund 50 Prozent. „Mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,77 und einem Anteil des Finanzsektors von nur etwa zwölf Prozent kennen wir aktuell keinen anderen Index, der derart günstig bewertet ist“, betont David Karsbol, Chefvolkswirt bei der Saxo Bank.

Vor diesem Hintergrund hat EURO Wertpapiere unterschiedlichen Risikos ausgewählt. Fonds und Indexzertifikate streuen die zweifelsfrei weiterhin beachtlichen Risiken breiter. Der Nikkei225-ETF etwa ist ein börsengehandelter Fonds, der den Index abbildet. Sein Vorteil: Das investierte Kapital ist Sondervermögen. Eine Insolvenz der Fondsgesellschaft berührt nicht die Einlagen.

Das gilt auch für den Oyster Japan Opportunities-Fonds, der aktiv in kleine und mittelgroße Unternehmen investiert. Zu den größten Positionen zählen der Einzelhandelskonzern Nagase, das Chemie- und Pharmaunternehmen Kuraray und der Logistikkonzern Hitachi Transport System. Wirken Hatoyamas Maßnahmen und gewinnen Nebenwerte wie vom Saxo Bank-Experten prognostiziert, dürfte der Fonds profitieren.


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Zertifikate sind seit der Lehman-Pleite für viele Anleger tabu. Schließlich droht bei Insolvenz des Emittenten der Totalverlust. Richtig eingesetzt bringen sie jedoch wirklichen Mehrwert. So erhält der Käufer des Quanto-Nikkei-Indexzertifikats eine Währungssicherung. Und das Nikkei-Bonuszertifikat bietet einen Sicherheitspuffer: Wird die untere Marke von 8000 Punkten nicht berührt, bekommt der Anleger am Ende mindestens elf Euro pro Anteil ausbezahlt. Steigt der Index bis zum Ende über 11 000 Punkte, partizipiert er in vollem Umfang von diesem Anstieg.

Mit den beiden Aktienbaskets Japan-CROCI und Japan Sector Rotation profitieren Investoren von einem aktiven Management. Das CROCI-Papier investiert in einen Korb, dessen Unternehmen mit überdurchschnittlichen Kapitalrenditen aufwarten. Die Methode bescherte Inhabern des Papiers 2009 eine um vier Prozentpunkte höhere Rendite, als ein Nikkei225-Papier sie ermöglicht hätte.

Bei der vierteljährlichen Zusammensetzung des Sector-Rotation-Index achten die Experten von Vontobel in erster Linie auf Unter- und Überbewertungen von Sektoren und Einzelwerten gegenüber dem Markt bzw. dem langjährigen Durchschnitt. Mit einer entsprechenden Gewichtung wird versucht, solche Abweichungen gewinnbringend zu nutzen. Bis Anfang 2009 funktionierte das sehr gut, doch seither hinkt das Papier der Nikkei-Benchmark deutlich hinterher.

Der Call-Optionsschein der Citigroup schließlich ist etwas für sehr risikofreudige Anleger: Sollte der Index fallen, drohen schnell hohe Verluste. Steigt er aber – etwa bis Ende Juni – auf 12 000 Punkte, geht wirklich die Sonne auf: Dann winken Gewinne von über 50 Prozent.

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