Wohin geht das Geld?
Allmählich muss geliefert werden, was versprochen wurde. Da sind einerseits die Notenbanken, die weitere Wirtschaftsanreize schaffen möchten. Interessanterweise scheint die Europäische Zentralbank ihren Auftrag schon längst nicht mehr in der Stabilität des Euro zu sehen, sondern vielmehr wie auch die US-Notenbank, das Wirtschaftswachstum am Laufen zu halten.
Anleger feiern billiges Geld
So hatte FED-Chef Jerome Powell bereits für Juli eine Zinssenkung angedeutet. Die Anleger gehen hier davon aus, dass noch weitere folgen werden, möglicherweise sogar noch in diesem Jahr. Auf der anderen Seite hat EZB-Chef Draghi durchklingen lassen, dass man einer Ausweitung der Käufe von Staats- und Unternehmensanleihen nicht abgeneigt ist. An den Börsen kam dies sehr gut in Form von steigenden Kursen an, die Hoffnung ist daher geweckt. Hieraus könnte sich aber ein Problem ergeben, wenn diese hochgesteckte Hoffnung nicht erfüllt wird. Auch wenn André Kostolany einst bemerkte, dass man im Falle von "Zinsen nahe Null" das "Gehirn ausschalten und Aktien kaufen" solle, wird diese Strategie nicht ewig funktionieren.
Trump das "Zünglein" an der Waage
Was sich eher harmlos liest, hat es umso mehr in sich. Zwar scheinen die Gespräche mit China weiter voranzukommen, dennoch bleibt der US-Präsident eine unkalkulierbare Komponente. Erst in der letzten Woche soll er bemerkt haben, dass er jederzeit weitere Zölle auf chinesische Produkte erheben könne, sollte China nicht endlich damit anfangen, US-Agrarprodukte zu kaufen. Dies macht die sich eigentlich entschärfende Situation weiterhin brisant. Und selbst wenn es eine Entspannung zwischen den beiden Ländern geben wird, dürfte Trump sein Interesse rasch auf Europa und speziell auf die deutsche Automobilindustrie lenken.
Auch Trump muss liefern
Zu Beginn des Handelskriegs mit China hatte Trump noch vollmundig angekündigt, dass die USA eine solche Auseinandersetzung in jedem Fall gewinnen werden. Nun ist der wirtschaftliche Schaden mehr und mehr spürbar, womit seine Strategie offensichtlich nicht aufgeht. Demnach hatte Trump erwartet, dass die Unternehmen aufgrund höherer Kosten wieder vermehrt in den USA produzieren werden. Offensichtlich verlagern die Unternehmen ihre Produktion aber nicht in die USA, sondern vielmehr in andere Schwellenländer, in denen sich günstiger als in den USA produzieren lässt. Diese Erkenntnis mag für Trump eine Überraschung sein, ein Adam Smith erkannte das aber bereits im 18. Jahrhundert in seinem Werk "Wohlstand der Nationen". Offenbar muss der amtierende US-Präsident Trump aber noch lernen, dass Geld sehr flüchtig ist und sich immer den Weg zur besten Rendite sucht. Und die liegt derzeit eben nicht in der Produktion in den USA.
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Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.