Wie wird der Juli?
In der vergangenen Woche hatten sich die Anleger in Zurückhaltung geübt. Schließlich erwartete man sich vom Gipfeltreffen der 20 führenden Wirtschaftsnationen im japanischen Osaka einen besonderen Impuls.
Insofern war man besonders auf das Gespräch zwischen US-Präsident Trump und dem chinesischen Staatslenker Xi Jinping gespannt. Schließlich waren die Verhandlungen über ein Ende der Handelsstreitigkeiten zuletzt nicht nur ins Stocken geraten, sondern hatten sich mit weiteren Strafzöllen weiter verschärft.
Börse feiert Absichtserklärung
Eigentlich war es nicht wirklich überraschend, dass sich die USA und China wieder angenähert haben, denn schließlich haben beide Länder unter dem Handelskrieg zu leiden. Daneben ist US-Präsident Trump bereits im Wahlkampfmodus und eine Entschärfung der Handelsstreitigkeiten würde sich auch beim Wähler sicherlich gut machen. So kam es zu dem eigentlich erwarteten Statement, dass man mit den Verhandlungen weiter fortfahren möchte. Die Aktienmärkte feierten dies zum Wochenauftakt, als ob der Handelskrieg damit bereits beigelegt worden wäre. Allerdings bleibt zu berücksichtigen, dass man sich eben genau an dem Punkt befindet, an dem die Verhandlungen zuletzt gescheitert waren. Man darf also gespannt sein, ob man sich auch in den letzten, aber sicherlich nicht unwichtigen Punkten einigen wird. Denn erst dann macht es Sinn, das Kursfeuerwerk zu zünden. Sollte es bis dahin dem US-Präsidenten einmal mehr zu lange dauern, könnten die nun ausgebliebenen, weiteren Strafzölle auch rasch wieder auf der Tagesordnung stehen.
Saisonal starker Juli
Die Auswertung der vergangenen Jahrzehnte ergab, dass zwar an der Börsenweisheit "sell in may and go away - but remember: come back in september" durchaus etwas dran ist. Bei detaillierterer Betrachtung fällt aber auf, dass der Juni und der Juli in der Regel einen schwächeren Mai mit einer freundlichen Tendenz bzw. einer kleinen Zwischenrally überdecken. Kritisch wird es dann wieder im August und September, so dass sich ein günstiges Niveau in der Regel erst Ende September ergibt. Sollte sich an den freundlichen Juni nun auch ein halbwegs freundlicher Juli anschließen, sollte man in besonderem Maße auch auf die Stimmung der Marktteilnehmer achten. Wird diese immer euphorischer, wäre es spätestens Ende Juli an der Zeit, die Früchte der Zwischenerholung vom Juni und Juli zu ernten. Bis dahin gilt allerdings eine andere Börsenweisheit: the trend is your friend!
Eine erfolgreiche Börsenwoche wünscht Ihnen
Stephan Feuerstein
Hebelzertifikate-Trader
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.