Wie weit reicht das DeepSeek-Beben?
Der steile Trend an den Aktienmärkten wurde in den vergangenen Monaten vor allem durch das Thema "Künstliche Intelligenz" angetrieben. Unternehmen, welche damit in Verbindung gebracht wurden, konnten sich über deutliche Kurssteigerungen ihres Aktienkurses freuen.
Dazu kam die Vorfreude über einen wirtschaftsfreundlichen Kurs der neuen US-Regierung. Befürchtungen, dass Donald Trump nach seiner Vereidigung in der vergangenen Woche rasch deutliche Importzölle erheben wird, wurden nicht erfüllt. Die Erleichterung darüber könnte aber nur von kurzer Dauer sein, da Zölle für Trump ein beliebtes Druckmittel sind, auf welches er bevorzugt zurückgreift. Dies hat nicht zuletzt die Auseinandersetzung mit Kolumbien am Wochenende gezeigt.
Billiger und besser?
Eines der Unternehmen im Bereich "Künstliche Intelligenz", welches eine steile Aufwärtsbewegung vollziehen konnte, war OpenAI. Dessen App wurde zum Wochenauftakt vom der des chinesischen KI-Startups "DeepSeek" vom Spitzenplatz im Apple-Store verdrängt. So zeigen Benchmark-Tests, dass DeepSeeks "R1" teils deutlich bessere Leistungen als vergleichbare Produkte erzielen konnte und übertraf dabei unter anderem auch das O1-Modell von OpenAI. Auch soll DeepSeek für seine Modelle mit weniger Rechenpower auskommen. Bei der in den letzten Monaten steil nach oben gelaufenen KI-Branche in den USA sorgte dies für Schockwellen. Die Anleger am Aktienmarkt reagierten entsprechend und schickten vor allem die Titel auf Talfahrt, welche noch bis zur vergangenen Woche als klare Gewinner im KI-Segment betrachtet wurden. Interessant dabei ist auch, dass vor allem die Unternehmen zum Wochenauftakt zu leiden haben, welche noch in der letzten Woche von der Fantasie des US-Stargate-Programms profitieren konnten.
Deutlicher Warnschuss!
Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft und so dürfte auch DeepSeek dazu beitragen, dass die Weiterentwicklung von KI nach wie vor mit hohem Tempo weitergehen wird. Da DeepSeek weniger Energie und weniger Rechenleistung benötigt, dürfte sich dies auch im Preis bemerkbar machen, welchen die Endkunden letztendlich zahlen. Für die erfolgsverwöhnte KI-Branche in den USA dürfte dies ein ernst zu nehmender Warnschuss sein, welcher nach den kräftigen Kurssteigerungen der vergangenen Monate nun auch Ausgangspunkt einer korrigierenden Tendenz sein könnte.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.