Hebelzertifikate-Trader Stephan Feuerstein

Welche Signale kommen aus Jackson Hole?

20.08.24 07:33 Uhr

Welche Signale kommen aus Jackson Hole? | finanzen.net

Die Aktienmärkte konnten sich in der abgelaufenen Woche weiter von den kräftigen Schwankungen von Ende Juli beruhigen. Förderlich war dabei die niedriger als erwartet ausgefallenen US-Erzeugerpreise, welche als Indikator für die wichtigen US-Verbraucherpreise betrachtet werden.

Mit diesen Wirtschaftsdaten hat der Spielraum der US-Notenbank hinsichtlich einer Lockerung der aktuell immer noch angezogenen Zinszügel wieder zugenommen. Für den September gilt es mittlerweile als ausgemachte Sache, dass die FED erstmals seit Monaten wieder die Zinsen senken wird. Die Frage ist hingegen, was danach folgen wird.

Augen auf "Jackson Hole" gerichtet

Ende der Woche treffen sich Vertreter der Notenbanken im US-ameri¬kanischen Jackson Hole. Dort wird FED-Chef Jerome Powell am Freitag eine Rede halten. Während das Event keinen offiziellen Charakter hat, achten die Anleger doch auf jedes dort ausgesendete Zeichen. Sollte die Rede von Jerome Powell dabei als zu restriktiv betrachtet werden, könnte dies als Zeichen interpretiert werden, dass auf die erwartete Zinssenkung im September im weiteren Jahresverlauf möglicherweise doch keine weitere Zinssenkung erfolgen wird. Dies dürfte am Aktienmarkt zu entsprechenden Verkäufen führen. Wahrscheinlicher wird allerdings sein, dass Powell die Anleger nicht verunsichern wird. Und so bleibt es spannend, wie sich die Erwartungen an weitere Zinssenkungen entwickeln werden.

US-Wahlkampf bleibt spannend!

Mit Kamala Harris hat der US-Wahlkampf sehr deutlich an Schwung gewonnen. Zwar jammert Donald Trump über den Wechsel der Demokraten, da seine Strategie ganz auf das Alter und den Gesundheitszustand des aktuellen US-Präsidenten Biden ausgerichtet war. Ändern wird Trump daran aber nichts. Da Harris nicht nur aufholen, sondern Trump in Umfragen teilweise bereits überholen konnte, macht den Herausforderer nervös. Schließlich scheint ihm der sicher geglaubte Wahlsieg nach und nach zu entgleiten. Dies sollte allerdings nicht zum Nachteil der USA sein, folgt man den Worten einiger Wirtschaftswissenschaftler. Während die deutliche Erhöhung von Schutzzöllen sowie die Fortführung der von Trump 2017 beschlossenen Steuervergünstigungen die Inflation weiter nach oben treiben dürfte, liegt der wohl größte Paukenschlag in seiner geplanten Vorgehensweise mit der US-Notenbank. Zuletzt hatte die Regierung Nixon die Unabhängigkeit der US-Notenbank in Frage gestellt. Eine Vorgehensweise, welche die Entwicklung der 70er Jahre geprägt hat. Sollte Trump also im Falle eines Wahlsiegs tatsächlich die Unabhängigkeit der FED untergraben, dürfte dies globale Verwerfungen nach sich ziehen. Noch besteht allerdings Hoffnung, da Kamala Harris im Kampf um die US-Präsidentschaft zunehmend die Nase vorne hat.

Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.