Was man bei der aktuellen Rally nicht vergessen sollte!
Während die Sorge um eine neue Bankenkrise den Aktienmarkt noch Mitte März nach unten schickte, sehen die Anleger bereits wieder deutlich optimistischer in die Zukunft.
Es dürfte aber kein Fehler sein, die Probleme, welche sich aus den rasch und deutlich angehobenen Zinsen ergeben, nicht zu unterschätzen. Zwar waren die Umstände, welche zur Finanzkrise vor mittlerweile 15 Jahren führten, anders als die aktuelle Konstellation. Doch auch damals ging dem Einbruch ein Zyklus steigender Zinsen voraus!
Problematische Kredite!
In den Jahren, in denen die Notenbanken den Leitzins ins Negative senkten, waren kreditfinanzierte Immobilien eine gefragte Anlage. Mittlerweile ist die Inflation deutlich angesprungen, welche von den Notenbanken mit kräftigen Zinsschritten bekämpft wird. Damit ergibt sich unter anderem ein Problem bei aktuellen Anschlussfinanzierungen, hat man einen festgeschriebenen Zinssatz beim ursprünglichen Kredit gewählt. Während dies hierzu¬lande die verbreitete Regel war, sieht die Situation in anderen Ländern anders aus. Innerhalb Europas haben vor allem die Schweden und die Portugiesen variable Zinsen bevorzugt, die immer schwerer zu stemmen sind. Entsprechend dürfte die Zahl an Immobilienverkäufen oder sogar Zwangsversteigerungen wieder zunehmen, womit auch die Preise für "Betongold" in den kommenden Monaten weiter sinken dürften. Der Druck auf die Besitzer von kreditfinanzierten Immobilien wird damit weiter steigen.
Kleine Banken vs. "too big to fail"?
Befürchten die Anleger, dass ihre Bank unter diesem Problem zu leiden hat, wird Vermögen abgezogen. In den USA ist die Tendenz, Vermögen von kleineren auf große Institute zu übertragen, klar erkennbar. Sollte dieser Trend weiter anhalten, dürfte die nächste Bankenkrise von Instituten aus der zweiten und dritten Reihe ausgehen. Dieser Prozess dürfte aber eher schleichend voranschreiten, weshalb sich die Probleme auch in den kommenden Monaten immer wieder in den Vordergrund drängen dürften. Aus saisonaler Sicht wäre am Aktienmarkt vor allem in den Sommermonaten mit entsprechenden Schwankungen zu rechnen. Bis Ende April zeigt der durchschnittliche Verlauf innerhalb eines Jahres ein sehr positives Muster an. Eine Fortsetzung der Rally ist daher zunächst nicht unwahrscheinlich. Allerdings sollte man sich nicht von einer zunehmenden Stimmungsaufhellung der Anleger anstecken lassen. Es bietet sich vor allem bei der aktuellen Rally an, Stoppkurse trendfolgend zu platzieren bzw. nachzuziehen! Schließlich verlaufen Rücksetzer in der Regel deutlich dynamischer als Anstiege!
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.