Wann wird der Gipfel erreicht?
Die Europäische Zentralbank hat in der vergangenen Woche den Leitzins um weitere 75 Basispunkte angehoben. Für die EZB ist dies ein ungewöhnlich hoher Zinsschritt, wurde eine solche Maßnahme doch das erste Mal im September dieses Jahres beschlossen.
Dies unterstreicht, wie ernst die Notenbank die Bekämpfung der Zinsen mittlerweile nimmt, hatte man sich doch zunächst viel Zeit mit einer Zinswende gelassen. Es ist davon auszugehen, dass die EZB den Leitzins auch in den kommenden Monaten weiter anheben wird. Trotz dem mittlerweile erreichten Niveau von 2,0 Prozent bleibt die Differenz zur aktuellen Inflation, welche im Oktober bei 10,70 Prozent lag, immer noch viel zu hoch.
Augen auf die US-Notenbank gerichtet!
Bereits im März hat die US-Notenbank damit begonnen, den Leitzins anzuheben. Nach einem zunächst eher zögerlichen Schritt um 25 Basispunkte hat man in der Folge nachgelegt und in den letzten drei Monaten eine Anhebung um jeweils 75 Basispunkte vollzogen. Nun zeigen sich erste Ergebnisse: Im September ging die Inflation auf 8,2 Prozent von zuvor 9,1 Prozent im Juli zurück. Dies ist allerdings nur bedingt überraschend, da die Maßnahmen der Notenbanken in der Regel erst nach rund einem halben Jahr ihre Wirkung offenbaren. Damit werden allerdings auch Stimmen laut, die nun eine langsamere Gangart der US-Notenbank fordern.
Technischer Rücksetzer bietet Einstiegsmöglichkeiten!
Für Mittwoch gehen die Marktteilnehmer noch einmal von einer Zinsanhebung von weiteren 75 Basispunkten aus. Dabei wird es besonders spannend, wie die US-Notenbank um deren Chef Jerome Powell die künftige Entwicklung betrachtet. Schließlich führt der Entzug von Geld zu rückläufigem Konsum und wirkt sich daher belastend für die konjunkturelle Entwicklung aus. Besonders interessant wird es, bis wann man Höhepunkt der steigenden Zinsen erwarten darf. Da an der Börse die Zukunft und nicht die Gegenwart gehandelt wird, könnte ein Lichtblick hinsichtlich des aktuellen Zyklus steigender Zinsen am Aktienmarkt bereits zu einer Trendwende führen. Zumindest aus saisonaler Sicht zeigt die Richtung hier aktuell ohnehin bis zum Jahreswechsel nach oben. Sollte es also im November zu einem kleinen, technischen Rücksetzer kommen, könnte sich dieser dann zum nachträglichen Einstieg anbieten.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.