Wann geht dem DAX die Puste aus?
Die Berichtssaison schreitet weiter voran und offenbart bislang ein gemischtes Bild. Sind die Erwartungen nicht all zu hoch gesteckt, können diese erfüllt bzw. übertroffen werden.
An Titel, die in den vergangenen Wochen bis Monaten gut bzw. sehr gut gelaufen sind, sind allerdings auch hohe Erwartungen geknüpft. Diese werden aktuell auch das eine oder andere Mal verfehlt. Spannender als der Rückblick auf das abgelaufene Jahresviertel ist aber der Blick nach vorne.
Hoffnung auf fallende Zinsen
Wenngleich sowohl die US-Notenbank, als auch die Europäische Zentralbank den Leitzins in der vergangenen Woche um die erwarteten 25 Basispunkte angehoben haben, stehen beide Währungshüter vor einem unterschiedlichen Umfeld. Obwohl die FED früher mit der Zinswende begonnen hat und obwohl der Leitzins mit mittlerweile 5,25 bis 5,50 Prozent in den USA klar über den 4,25 Prozent hier in Europa liegt, schlägt sich die US-Wirtschaft wacker. Hierzulande bleibt zu befürchten, dass Deutschland auch im kommenden Halbjahr nicht aus der Rezession entkommen kann. Dies schränkt den Handlungsspielraum der Europäischen Zentralbank ein. Da sich vor allem die Kerninflation weiterhin hartnäckig auf erhöhtem Niveau zeigt, müsste die EZB den Leitzins daher weiter anheben. Damit würde sie die ohnehin bereits am Boden liegende Wirtschaftsentwicklung hierzulande aber noch weiter eindämmen. In den USA hingegen hat die FED aufgrund der guten Wirtschaftsdaten deutlich mehr Spielraum, den sie aber wahrscheinlich gar nicht nutzen muss. Schließlich ist die Inflation dort weiter rückläufig.
Importpreise geben nach
Ganz so schwarz, wie es auf den ersten Blick aussieht, ist die Situation aber nicht. So haben die Maßnahmen der Notenbanken in der Regel eine Verzögerung zwischen sechs Monaten bis hin zu 1,5 Jahren. Die Schritte der EZB dürften sich daher auch in den kommenden Monaten weiter auswirken. Daneben haben die Importpreise in Deutschland sowohl zum Vormonat als auch auf Jahressicht weiter abgenommen. Dies könnte auch in den kommenden Monaten die Teuerungsrate sinken lassen.
Vorsicht vor dem August?
Am Aktienmarkt zeigen sich die einzelnen Werte aktuell stabil auf erhöhtem Niveau. Selbst hinter den Erwartungen zurückliegende Quartalszahlen haben meist nur einen kurzfristigen Dämpfer verursacht, der mittlerweile wieder ausgeglichen wird. Die Stimmung der Anleger ist entsprechend nach oben gegangen. Damit hat der DAX den "Zwischenerholungsmonat" Juli einmal mehr im Plus beendet. Der August verspricht aber einen deutlich schwierigeren Verlauf. So ist der August im sehr langfristigen Vergleich neben dem September der einzige Monat, der durchschnittlich ein negatives Ergebnis hervorgebracht hat. Betrachtet man es aber positiv, sind in den kommenden Wochen auch wieder attraktivere Einstiegskurse zu erwarten.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.