Talfahrt am Aktienmarkt?
Die Zinssenkung um 25 Basispunkte, welche die Europäische Zentralbank in dieser Woche verkünden wird, gilt als sicher. Etwas überraschend ist allerdings die Stimmung unter den Marktteilnehmern. So gilt es fast ebenso als ausgemachte Sache, dass der Bullenmarkt weiterhin intakt ist, so dass der DAX in Kürze auch wieder auf neue Allzeithochs klettern sollte. Dies könnte sich allerdings als Trugschluss erweisen!
Zu früh gefreut?
Zwar ist tatsächlich davon auszugehen, dass die EZB die Zinsen am Donnerstag um 25 Basispunkte senken wird. Wie es danach aber weitergeht, ist keinesfalls so sicher, wie man es anhand der Stimmung der Marktteilnehmer erwarten könnte. So ist das Ziel der europäischen Währungshüter, die Inflation unter zwei Prozent zu bekommen. Die Entwicklung in den letzten Monaten hatte bis zuletzt den Schluss zugelassen, dass dieses Ziel in Kürze erreicht werden könnte. Entsprechend selbstbewusst hatte EZB-Chefin Christine Lagarde die Märkte bereits im Vorfeld auf die erwartete Zinssenkung vorbereitet. Nun ist die Inflation im Mai allerdings erstmals wieder nach oben geklettert und trübt das Bild nun etwas ein. Entsprechend dürften die Optimisten enttäuscht werden, welche nach der ersten Zinssenkung rasch weitere Lockerungen erwartet hatten. Vielmehr könnte eine weitere Zinssenkung weiter nach hinten rücken, als dies derzeit in den Kursen eingepreist ist. Sollte sich dies abzeichnen, würden sich viele Szenarien als zu optimistisch erweisen, was dem Aktienmarkt dann einen klaren Dämpfer verpassen würde.
"Saure-Gurken-Zeit"
Aus saisonaler Sicht hat sich der Aktienmarkt zuletzt in den erwarteten Bahnen entwickelt. So beginnt mit dem Start in den Börsenmonat Mai in der Regel eine "Saure-Gurken-Zeit", die sich insgesamt bis Ende September erstreckt. Während der Mai und oftmals auch der Juni mit einer uneinheitlichen Tendenz "glänzen", kommt es im Juli häufig zu einer Gegenbewegung nach oben. Meist ist dies von einem entsprechenden Stimmungsanstieg begleitet, so dass der Abschwung im August und September dann umso deutlicher erfolgt. Aktuell sind die Erwartungen mit dem Start in den Juni wahrscheinlich etwas zu optimistisch, womit die kommenden Wochen etwas ruppiger ausfallen könnten, als dies vielfach erwartet wird!
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.