Hebelzertifikate-Trader Stephan Feuerstein

So schlimm wie im letzten Jahr?

08.10.19 09:30 Uhr

So schlimm wie im letzten Jahr? | finanzen.net

Während das letzte Quartal des Jahres eigentlich von einer saisonalen Stärke geprägt ist, ging es im vergangenen Jahr um rund 15 Prozent nach unten. Wenngleich zwar der Start ins neue Jahr diese Delle rasch ausgleichen konnte, herrschte zum Jahreswechsel zunächst helle Aufregung.

Dem vorausgegangen war aber bereits eine abwärts gerichtete Tendenz, die bereits im Juni 2018 begonnen hatte und die dann im Ausverkauf Ende Dezember gipfelte.

Erneuter Einbruch in den kommenden Wochen?

Die Auswirkungen des Handelsstreits sind mittlerweile klar auszumachen und dürften auch durch die in Kürze beginnenden Quartalszahlensaison belegt werden. Aus fundamentaler Sicht fällt auf, dass sich die Auftragseingänge für Investitionsgüter abschwächen. Ebenfalls stark rückläufig ist auch die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe. Hier befinden wir uns mittlerweile auf einem Niveau, das zuletzt im Jahr 2009 erreicht wurde. Ein Ende der Handelsstreitigkeiten ist allerdings nicht abzusehen. Im Gegenteil, waren jüngst offensichtlich Strafmaßnahmen gegenüber chinesischen Unternehmen im Gespräch, die am US-Aktienmarkt gelistet sind. Auch fällt auf, dass US-Präsident Trump im Wahlkampfmodus zunehmend noch mehr sein Credo "America first" vertritt, was bei vielen seiner Wähler gut ankommt. So gesehen, sollte daher eine weitere Zuspitzung des Konflikts zumindest einkalkuliert werden.

Geld wie am Fließband!

Im Gegensatz zum Herbst des vergangenen Jahres hat aber die US-Notenbank wieder auf eine expansive Geldpolitik gedreht und auch von andernorts ist eine ähnliche Tendenz spürbar. Das Geld wird daher wieder billig oder noch billiger, wenn man sich am Vorgehen der Europäischen Zentralbank orientiert. Schon alleine mangels Alternative dürfte daher ein Teil dieses Geldstroms am Aktienmarkt landen - ungeachtet der fundamentalen Rahmenbedingungen. In der Vergangenheit führte eine solche Politik oftmals zu einer Blasenbildung, die dann umso heftiger beim Platzen in Erscheinung trat. Im aktuellen Fall ist dies unter anderem am hiesigen Immobilienmarkt erkennbar, da München und Frankfurt mittlerweile zu den teuersten Städten der Welt gehören (was den Immobilienpreis anbelangt). Insofern gibt es auch ein treibendes Element, das trotz der deutlich rückläufigen Industriezahlen den Aufschwung am Aktienmarkt unterstützt. Wir gehen allerdings davon aus, dass sich das gezielte Investment in einzelne Titel mehr lohnen wird und die Schwankungen insgesamt deutlich zulegen sollten. Insofern kann es auch einmal sinnvoll sein, einen kurzfristigen Gewinn zu realisieren und ein höheres Maß an Cash zu halten.

Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.