Hebelzertifikate-Trader Stephan Feuerstein

Sind steigende Zinsen schlecht?

15.06.21 09:03 Uhr

Sind steigende Zinsen schlecht? | finanzen.net

Das aktuelle Anziehen der Inflationsrate überrascht eigentlich nicht. Schließlich trifft nicht zuletzt aufgrund des Abklingens der Corona-Pandemie eine erhöhte Nachfrage auf ein nicht im gleichen Maße steigendes Angebot.

Dies lässt sich nicht zuletzt beim Einkauf im Baumarkt erkennen. Da die Teuerungsrate aber im Moment etwas üppiger als gewohnt klettert, richtet sich der Blick in besonderem Maße auf die Notenbanken.

EZB tritt weiter auf das geldpolitische Gaspedal

Die Europäische Zentralbank hat in der vergangenen Woche Änderungen am Leitzins vorgenommen. So ist die Inflationsrate zuletzt zwar aus dem definierten Korridor nach oben entwichen, dies sollte aber nur kurzfristig der Fall sein. Wie André Kostolany bereits vor über 20 Jahren bemerkte, ist die Inflation gut, da damit auch die Schulden "weginflationiert" werden. Daneben gewinnt die Konjunktur nach dem Corona-Dämpfer erst langsam an Fahrt. Da aber das Angebot im Moment noch nicht mit der Nachfrage mithalten kann, könnte im Extremfall sogar wieder Kurzarbeit drohen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Europäische Zentralbank den aktuell noch nicht etablierten Konjunkturaufschwung vorzeitig abwürgen möchte. Allerdings gilt es, die Inflationsentwicklung weiter im Auge zu behalten. Denn diese reagiert nur mit deutlicher Verzögerung auf geldpolitische Eingriffe und könnte daher durchaus weiter klettern, als dies aktuell erwartet wird.

Was macht die US-Notenbank?

Gespannt richtet sich der Blick auf die Sitzung der US-Notenbank, die zur Wochenmitte ihr Ergebnis bekannt gibt. Wenngleich auch hier niemand mit einer Überraschung rechnet, darf man doch darauf gespannt sein, wie sensibel man mit dem Thema Inflation umgeht. Schließlich ist die Teuerungsrate in den USA zuletzt noch deutlich geklettert. Allerdings dürfte Notenbankchef Jerome Powell seine Worte mit äußerster Vorsicht wählen. Schließlich hat eine Andeutung seiner Vorgängerin und jetzigen US-Finanzministerin Janet Yellen die Kurse erst vor einigen Wochen purzeln lassen (was diese als Testballon bezeichnete, um die Reaktion der Märkte besser beurteilen zu können). Da die Aktienkurse seit dem Einbruch durch die Corona-Krise im März 2020 sehr deutlich geklettert sind, könnte eine unbedachte Formulierung die Marktteilnehmer durchaus erschrecken. Gerechnet werden sollte aber (noch) nicht damit.

Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.