Ist der Ruf erstmal ruiniert…
...lebt es sich gänzlich ungeniert. Dies wusste bereits Wilhelm Busch und ist heute immer noch sehr präsent. Schaut man nach Italien, wird ein aktuelles Beispiel besonders deutlich.
So hat die europafeindliche Regierungskoalition zwischen "Lega Nord" und der "Fünf-Sterne-Bewegung" in der vergangenen Woche eine Neuverschuldung von 2,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes beschlossen. Die Vorgängerregierung hatte mit der EU allerdings nur 0,8 Prozent vereinbart. Wenngleich die italienische Regierung damit zwar die Maastricht-Kriterien erfüllt, blendet sie den angehäuften Gesamtschuldenberg von 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts komplett aus.
Too big to fail
Es sind doch schon wieder zehn Jahre vergangen, seit dieser Ausspruch Hochkonjunktur hatte. Zu groß zum Scheitern ist dieses Mal besonders auch Italien, dessen neue Regierung die Schuld für den verpassten Konjunkturaufschwung ausschließlich in der EU sieht und weniger in den hausgemachten Problemen aus Politik und Wirtschaft. Sollte die Europäische Zentralbank notgedrungen die Zinsen doch im kommenden Jahr anheben (müssen), werden die Schulden für Italien auf einmal teurer, womit die Staatspleite kein abwegiges Schreckgespenst mehr ist. Da das Land aber "too big to fail" ist, könnte sich ein Bankrott Italiens rasch auf die europäische und im weiteren Verlauf auch auf die globale Wirtschaft niederschlagen. Einen kleinen Vorgeschmack darauf gab es an den Finanzmärkten bereits in der letzten Woche, als die Akteure erschrocken auf den Verkaufsknopf drückten, als die neuen, geplanten Schulden öffentlich verkündet wurden.
Ein Mosaik unter vielen!
Neben Italien gibt es aber noch eine Menge andere Einflussfaktoren, die aktuell als sehr kritisch zu werten sind. Zunächst fallen hierzulande die extrem gestiegenen Immobilienpreise auf, so dass der Eine oder Andere bereits von einer Blase in diesem Segment spricht. Auch hier muss man steigende Zinsen kritisch werten, da diese die häufig auf Kredit finanzierten Immobilien teurer machen.
Auch in China ist der Immobilienmarkt überhitzt und könnte daher ebenfalls einen Impuls geben, welcher die Notierungen weltweit purzeln lässt. Immerhin hat auch die chinesiche Wirtschaft zuletzt nachgelassen und könnte bei einem weiteren Rückgang ebenfalls Anlass zur Sorge geben. Schließlich konnten die Auswirkungen des letzten Börsencrashs durch eine brummende Konjunktur in China teilweise abgefedert werden. Dies ist nun nicht mehr so. Was aber zu einem deutlichen Abschwung eigentlich noch fehlt, ist die passende Stimmung. Denn bekanntlich stirbt die Hausse ja erst in der Euphorie...
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Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.