Handelskrieg - und keinen interessiert es?
Mit den am Freitag in Kraft getretenen Schutzzöllen der USA gegenüber China und der ebenfalls bereits angekündigten Gegenreaktion seitens Chinas sprechen nun die meisten Medien von einem Handelskrieg, manche noch von einem Handelskonflikt.
Im Endeffekt ist es völlig egal, wie man das Geschehen nun nennen mag, Fakt ist, dass der globale Freihandel damit einen ordentlichen Schritt in die Vergangenheit gemacht hat.
Wirklich bis zum Ende durchdacht?
Auch an der Frage, ob die Vorgehensweise des US-Präsidenten wirklich bis zum Ende durchdacht ist oder ob das Handeln nicht doch von Bauchgefühlen geprägt ist, darüber streitet man sich dieser Tage einmal mehr. Es scheint jedenfalls etwas zu kurz gedacht, dass die USA chinesische Produkte viel länger besteuern können als umgekehrt. Einfach schon deshalb, weil China viel mehr Produkte in die USA liefert als umgekehrt. Allerdings hat China darüber hinaus noch zahlreiche andere Möglichkeiten, auf weitere Zölle aus den USA mit empfindlichen Vergeltungsmaßnahmen zu antworten. Sei es, indem man US-Unternehmen den Zugang zum chinesischen Markt deutlich einschränkt, sei es, dass man das Leben auf Pump der Amerikaner nicht mehr länger durch den Ankauf von Staatsanleihen mitfinanziert. Es gibt darüber hinaus noch diverse Punkte, wie man aus chinesischer Sicht auf den von den USA angezettelten Handelskrieg antworten kann. Daher stellt sich wirklich die Frage, ob sich Trump der Konsequenzen seines Handelns bewusst ist. Man darf gespannt sein, ob auch in diesem Fall der Gegner irgendwann aufgrund des sich immer weiter aufbauenden Drucks einknicken wird. Eines scheint jedenfalls erst einmal sicher zu sein: Trump wird seine Zölle weiter anheben und hält sich daher strikt an den Grundsatz aus der Bibel: "Auge um Auge, Zahn um Zahn" - unabhängig davon, dass Trump selbst der Auslöser des Konflikts ist.
Es wird schon nicht so schlimm kommen...
... so könnte man die Haltung der Marktteilnehmer an den Börsen aktuell beschreiben. Sollte es dann aber doch soweit sein, führt die allgemeine Überraschung dann zu heftigen Verwerfungen am Markt. Früher nannte man es "nicht in den Kursen eingepreist". Heute sollte man eigentlich mehr Weitblick haben. Sollten die Notierungen am Aktienmarkt bis Ende des Sommers auf einem tieferen Niveau sein, kann man es auf Überraschung eigentlich nicht mehr zurückführen.
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Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.