Den Zenit bereits überschritten?
Mit den niedrigen Zinsen war es in den vergangenen Jahren attraktiv, sich eine fremdfinanzierte Immobilie zu kaufen. Entsprechend sind auch die Preise für "Beton-Gold" deutlich angezogen und haben teilweise geradezu atemberaubende Niveaus angenommen.
Nun könnte sich das Blatt allerdings wenden. So ist der Immobilienindex des Instituts der deutschen Wirtschaft auf den tiefsten Wert seit 2014 gefallen. Dem Index zugrunde liegt die Bewertung des deutschen Immobilienmarktes, welche von Experten durchgeführt wird.
Büro- und Einzelhandelsflächen
Besonders pessimistisch sind die Experten hinsichtlich vermieteter Büroflächen sowie Einzelhandelsflächen. Bei Büroflächen sollte sich laut der internationalen Immobilienberatungsfirma JLL bis zum Jahreswechsel ein Abschlag von rund vier Prozent in den sieben größten deutschen Metropolen ergeben. Dabei lässt sich eine einfache Gleichung aufstellen: Verdienen die Unternehmen Geld, werden auch mehr Büroflächen benötig. Stocken die Gewinne, werden Arbeitsplätze und damit auch Büroplätze wieder abgebaut. Bei den Einzelhandelsflächen sehen die Experten hingegen den zunehmenden Druck des Online-Shoppings als sehr ernst zu nehmende Gefahr. Schließlich muss der Einzelhändler gegenüber dem Online-Händler einen höheren Gewinn einfahren, um unter dem Strich auf das gleiche Ergebnis zu kommen.
Keine Entspannung bei Wohnimmobilien
Der Markt für Wohnimmobilien dürfte allerdings weiter angespannt bleiben. Dies ist einerseits auf zu geringen Wohnraum in den Metropolregionen zurückzuführen. Andererseits feuern aber auch die Notenbanken den Trend zur Immobilie weiter an. Vor allem mit den mittlerweile negativen Zinsen der Europäischen Zentralbank sollte diese Anlagemöglichkeit weiterhin hoch im Kurs stehen. Dazu kommt, dass der künftigen EZB-Präsidentin Christine Lagarde das Bargeld ein Dorn im Auge ist. So soll unbedingt vermieden werden, dass die Bürger ihr Geld aufgrund von Strafzinsen von ihren Bankkonten abheben und sprichwörtlich unter das Kopfkissen legen. Sollte es daher in den kommenden Monaten Anzeichen für eine "Bargeld-Strafe" geben, dürfte sich der Trend hin zu Wohnimmobilien trotz des bereits erreichten, hohen Niveaus, weiter verstärken. Ein Ende dieser Blasenbildung wäre erst zu erwarten, wenn seitens der Notenbanken das billige Geld wieder abgefischt wird. Danach sieht es aktuell aber nicht wirklich aus.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.