DAX-Optionsscheine vs. DAX-Discount-Calls
Unterschiedliche Wege zur Optimierung einer Gegenbewegung des DAX
Der DAX hat am Freitag knapp dreieinhalb Prozent nachgegeben und mit dem Bruch der 200-Tage-Linie bei 6.211 Punkten ein Verkaufssignal generiert. Am Montag wurde bereits im Vormittagshandel die psychologisch wichtige Unterstützungsmarke von 6.000 Punkten unterschritten. Mit der Nervosität am Aktienmarkt steigt auch die Volatilität am Optionsmarkt: Calls und Puts werden teurer, weil die Wahrscheinlichkeiten, dass selbst weit entfernte Basispreise ins Geld laufen, ansteigen und Market Maker für die Übernahme dieser Risiken entsprechend höhere Preise verlangen. Da starke Marktbewegungen oftmals entweder gleichgerichtete Fortsetzungen oder auch heftige Gegenreaktionen hervorrufen, bieten sich für Optionsscheinanleger zwar große Chancen; diese sind aber um einen hohen Preis zu erkaufen. Turbo-Optionsscheine oder Mini-Futures mit allzu hohem Hebel eignen sich in solchen Marktphasen aufgrund eines möglichen Knock-Outs dagegen meist nicht.
Spekulative Strategie auf steigenden DAX mit Plain-Vanilla-Optionsscheinen
Wer auf eine deutliche Gegenreaktion des DAX setzen möchte, kann etwa bei einem DAX-Stand von 5.980 Punkten zu einem Call 6.000 (Verfalltag 21.09.2012, DE000VT22CQ7) zum Preis von 3,98 Euro greifen. Hier verspricht zwar das Delta in Höhe von 0,53 Euro (Sensitivität der Optionsprämie auf Veränderung des Basiswertes um 1 Punkt, hier zu multiplizieren mit dem Bezugsverhältnis von 100/1) eine hohe Partizipation an einer Aufwärtsbewegung des DAX, zugleich exponiert sich der Anleger aber dem Risiko fallender Volatilität, wie sie gewöhnlich mit steigenden Aktienkursen einhergeht. Dieses Risiko wird kalkulierbar durch die Kennzahl Vega in Höhe von 0,13 Euro (Sensitivität der Optionsprämie auf eine Veränderung der Volatilität um einen Prozentpunkt). Sollte der DAX um 100 Punkte steigen, legt der Schein – bei konstanter Volatilität etwa 0,53 Euro zu. Nimmt man aber an, dass sie etwa um 2 Prozentpunkte nachgibt, müssen davon 0,26 Euro zum Abzug gebracht werden, es verbleibt ein Zugewinn von 0,27 Euro. Spekulativer – und damit auch billiger – ist ein Call 6.500 (17.09.2012, CH0137388051) zu 1,64 Euro. An einem steigenden DAX nimmt man hier allerdings nur noch mit einem Delta von 0,31 Euro teil, während das Vega-Risiko mit 0,12 Euro fast so hoch ist wie beim Call 6.000.
Konservativere Strategie mit DAX-Discount-Optionsscheinen
Mithilfe von Discount-Optionsscheinen können sowohl die einzusetzende Optionsprämie als auch der Einfluss der Volatilität auf das Ergebnis der Strategie deutlich vermindert werden. Im Gegenzug nimmt man die Begrenzung von Gewinnen in Kauf – und sollte sich zuvor bereits intensiv mit der Wahl der richtigen Laufzeit beschäftigt haben.
Anleger, die davon ausgehen, dass die Gegenbewegung des DAX sich auf maximal 6.500 Punkte beschränken wird – bzw. mit einer Partizipation bis zu dieser Marke zufrieden sind – kaufen etwa einen Discount-Optionsschein mit den Basispreisen 6.000-6.500 (20.09.2012, DE000DZ82ZF0). Damit beziehen sie eine Kaufposition in einem Call 6.000 bei simultanem Verkauf eines Calls 6500 – sichtbar an dem Preis von 2,33 Euro, der nahezu der Preisdifferenz o.g. Optionsscheine entspricht. Wie die Optionsprämien sind auch die Kennzahlen subtrahierbar: Eine Delta-Long-Position von 0,53 minus eine Delta-Short-Position von 0,31 resultiert in einem Gesamtdelta von 0,22. Da die Partizipation an einer Aufwärtsbewegung demnach deutlich geringer ausfällt als beim spekulativeren 6.500er Call, obwohl eine höhere Prämie gezahlt wurde, bleibt fraglich, wo der Vorteil dieser Strategie liegt. Er zeigt sich erst bei der Betrachtung des Vegas: Dieses liegt bei nur noch 0,01 Euro - der Schein ist also fast immun gegen Änderungen der Volatilität. Zugleich wird deutlich, wie wichtig die Wahl der richtigen Laufzeit für den Investmenterfolg ist: Sofern die erwartete Bewegung gegen Laufzeitende erfolgt, tendiert das Delta des 6.000er Calls bereits gegen 1 (d.h. diese Komponente besteht nur noch aus innerem Wert), während der 6.500er Call täglich hohem Zeitwertverlust unterliegt (die dem Anleger zugute kommen, da er diesen verkauft hat). Schießt der Markt über das anvisierte Ziel hinaus und landet etwa bei 6.700 Punkten, ergibt sich die maximale Auszahlung von 500 Punkten, d.h. 5 Euro.
Autor: Thorsten Welgen
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