Tipp des Tages: Knock-out-Call auf Nokia

von Petra Maier, Euro am Sonntag

Wenn eine Aktie bei schlechten Nachrichten nicht mehr nachgibt, sondern sogar zulegt, könnte etwas im Busch sein - bei Nokia zum Beispiel. Der Netzwerkspezialist meldete schwache Zahlen zum ersten Quartal und senkte seine Jahresprognose. Zudem bekannten die Finnen, dass sie beim Ausbau des Mobilfunknetzes in China bisher nur wenige Aufträge einstreichen konnten. Trotzdem legte die Aktie zuletzt zu. Risikobereite Anleger wagen sich mit Hebel in eine Turnaroundspekulation, die auf drei Beinen steht.

Da ist zum Ersten die globale Aufrüstung auf den Mobilfunkstandard 5G. Die Branche wird in den kommenden Jahren deutlich mehr Aufträge erhalten. Experten rechnen mit einer verstärkten Auftragsdynamik ab 2021. Auf der anderen Seite hat sich die Zahl der Anbieter dezimiert. Neben den großen westlichen Unternehmen wie Nokia und Ericsson ist es vor allem der chinesische Konzern Huawei, der sich positioniert hat, es aber in westlichen Ländern schwer haben dürfte.

Der zweite Punkt: Restrukturierung. Nokia in seiner Aufstellung als Netzausrüster enthält viele Teile. Erst wurde die Netzwerksparte von Siemens integriert, dann der Zusammenschluss mit Alcatel-Lucent. In den vergangenen Jahren wurde immer wieder versucht, dieses Gebilde auf mehr Rendite zu trimmen, bisher mit wenig Erfolg. Das könnte sich im September ändern. Vorstandschef Rajeev Suri führt den Konzern nur noch interimistisch. Nachfolger wird Pekka Lundmark. Der hat zuvor beim finnischen Versorger Fortum gezeigt, dass er einen strammen Kostenkurs bei gleichzeitiger Expansion durchziehen kann. Weil Lundmark vor dem Job bei Fortum schon bei Nokia die Strategieabteilung der Netzwerke geleitet hat, ist davon auszugehen, dass der Manager den immensen Wert, der im Patentportfolio des Konzerns verborgen ist, monetarisieren kann.

Know-how und Marktstellung der Finnen bilden das dritte Bein der Spekulation: eine Übernahme. Sicherlich ist Nokia ein attraktiver Kandidat für Branchengrößen wie Cisco Systems. Auch Alphabet hatte in der Vergangenheit in diesem Bereich, etwa bei Motorola, zugekauft. Die US-Techriesen können sich Nokia auch locker leisten. Den Börsenwert von 18 Milliarden Euro zahlen sie aus der Portokasse.

Klar ist: Die Aktie hat Aufholpotenzial. Auf Sicht von fünf Jahren büßte sie über 40 Prozent ein. Mutige setzen mit dem K.-o.-Call darauf, dass ein Teil davon wettgemacht wird. Stoppkurs beachten.

Emittent: Goldman Sachs
ISIN: DE 000 GC1 WLY 8
Laufzeit: Endlos K.-o.-Call Kurs am 11.05.2020: 0,91 €
Bezugsverhältnis: 1,0
Basispreis variabel: 2,45 €
K.-o.-Schwelle variabel: 2,52 €
Hebel: 3,7
Abstand zum K. o.: 24,7 %
Spread: 0,01 €
Stoppkurs: 0,29 €