Großbritannien: Wette auf ein schwächeres Pfund
Die Notenbank Großbritanniens hat wie erwartet den Leitzins angehoben. Der Schritt kommt allerdings zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.
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von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag
Es war keine große Überraschung: Jüngst erhöhte die Bank of England erstmals seit der Finanzkrise 2007 ihren Leitzins. Der Schlüsselsatz wurde um 25 Basispunkte auf 0,5 Prozent angehoben.
Die Währungshüter reagierten damit auf die zuletzt hohe Inflation im Land. Diese liegt mit mittlerweile rund drei Prozent weit über der Zielmarke der britischen Notenbank. Getrieben wurde die Teuerung vor allem durch das schwache Pfund in Folge des Brexit-Votums. Die billige Währung verteuerte die Einfuhren nach Großbritannien und belastete die Kaufkraft von Bürgern und Unternehmen. Dies hatte das Wirtschaftswachstum zuletzt gedämpft.
Wirtschaft droht Schwächung
Eine straffere Geldpolitik soll der steigenden Inflation nun entgegenwirken. Höhere Zinsen würden das Pfund stärken, so die Intention. Die Folge wären geringere Importpreise, was den Preisauftrieb dämpfen würde.
Trotzdem ist diese Zinserhöhung umstritten. "Die Gefahr ist nicht unerheblich, dass der Schuss nach hinten losgeht", warnt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Die Zinserhöhung könne die zaudernden britischen Konsumenten zusätzlich verunsichern. Zudem belaste der Ausblick auf einen Austritt aus der EU die Unternehmensinvestitionen. Höhere Kreditkosten in Folge des Zinsanstiegs könnten zusätzlich auf den Investitionen lasten. Ökonomen befürchten, dass sich dadurch das Wirtschaftswachstum in Großbritannien weiter abschwächen könnte.
Vorerst letzter Zinsschritt
Selbst die britischen Notenbanker räumen in ihrer Stellungnahme ein, dass das britische Wachstum in den kommenden Jahren bestenfalls moderat ausfallen wird. Zudem rechnen sie unabhängig von der Zinserhöhung mit niedrigeren Inflationsraten.
Das wichtigste Signal der Bank of England war allerdings, dass dies vorerst wohl der einzige Straffungsschritt bleiben wird. Das zuletzt etwas stärkere Pfund reagierte darauf mit dem größten Tagesverlust seit fast dreieinhalb Monaten. Und etliche Analysten gehen von einer weiteren Abwertung aus.
Mutige Anleger können mit einem endlos laufenden Zertifikat der Société Générale (ISIN: DE 000 SE6 LE5 3) auf ein zum Euro schwächeres britisches Pfund setzen. Verliert das Pfund gegenüber dem Euro an Wert, legt das Zertifikat mit einem Hebel von 9,8 zu. Sollte die britische Währung wider Erwarten doch gegenüber dem Euro aufwerten, drohen Anlegern schwere Einbußen bis hin zum Totalverlust. Von der Knock-out-Schwelle ist der aktuelle Wechselkurs rund zehn Prozent entfernt.
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