Euro am Sonntag erklärt

Katastrophen-Zerti: Hier wetten Sie auf Mutter Natur

25.06.16 16:00 Uhr

Katastrophen-Zerti: Hier wetten Sie auf Mutter Natur | finanzen.net

Mit einem Zertifikat können Anleger in Risiken wie Stürme und Erdbeben investieren. Bleiben diese aus, winken fette Gewinne.

von Alexander Sturm, Euro am Sonntag

Waldbrände in Kanada, Erbeben in Ecuador, Überschwemmungen in Deutschland - Naturkatastrophen füllten jüngst die Schlagzeilen. Nur Wenige wissen aber, dass sie eine Anlageklasse sind. Ihr Vorteil: Die Natur lässt sich vom Geschehen an der Börse nicht beeindrucken. Und umgekehrt haben etwa Hurrikans nur selten Einfluss auf Aktien- oder Anleihekurse. Anleger können Investitionen in Katastrophen­risiken deshalb zur Diversifikation nutzen.

Anleger als Rückversicherer

Wie das funktioniert, zeigen Cat-Bonds, die schon lange am Markt sind. Bei diesen Katastrophenanleihen, die Versicherer anbieten, um ihre Bilanz zu schonen, erhalten Anleger eine Prämie dafür, dass sie Schadensrisiken übernehmen. Treten die Schäden ein, sinkt der Kurs.


Doch die Bonds konzentrieren sich stark auf Hurrikans in den USA. Anleger gehen ein Klumpenrisiko ein. "Kommt es zu einem sehr großen Hurrikan in Florida, kann es sein, dass einzelne Anleihen wertlos werden," sagt Ralph Läuppi, der bei der Credit Suisse in Naturkatastrophen investiert.

Um Risiken zu streuen, hat die Bank 2007 ein Zertifikat aufgelegt (ISIN: CH 003 595 669 4). Es bündelt klassische Risiken wie Stürme und Erdbeben, wie sie Cat-Bonds abbilden - dazu von Menschen verursachte Unglücks­fälle wie Flugzeugabstürze oder Ölverschmutzungen. "Das Portfolio ist in 220 Risiken über fast alle Schadensarten und Regionen investiert", so Läuppi. Damit das Zertifikat liquide ist, haben gängige Katastrophenbonds einen großen Anteil.


Mit dem Papier können Anleger darauf setzen, dass große Schäden ausbleiben - wie in den vergangenen Jahren. Da legte das Zertifikat mehr als fünf Prozent per annum zu. "Schlimme Hurrikans gab es in den USA lange nicht mehr", sagt Läuppi.

Prämien im Sinkflug

Insgesamt ist das Zertifikat recht robust: Beim Hurrikan Sandy an der US-Ostküste im Jahr 2012 verlor das Papier drei Prozent und schaffte im Gesamtjahr noch fast sechs Prozent Plus. Nur 2011 - nach der Katastrophe von Fukushima - stand ein Jahresverlust von 6,7 Prozent.

Nun sind mangels Großschäden allerdings die Prämien für Risiken gesunken. Auch die Niedrigzinsen sorgen für Druck. Das belastet die Rendite des Zertifikats etwas. "2016 werden wir voraussichtlich keine fünf Prozent mehr sehen", sagt Läuppi.


Trotz gesunkener Gewinnaussichten eignet sich das Produkt für Anleger, die alternative Anlagen suchen und ihr Portfolio diversifizieren wollen. Selbst eine realistische Rendite von drei Prozent wäre in Zeiten von Niedrigzinsen ordentlich.

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