Spielerwechsel in der Derivate-Liga
Volatile Märkte sorgen für hohe Umsätze am Zertifikate-Markt.
Gerade in diesen unsicheren Zeiten mit heftigen Ausschlägen an den Börsen ist es wichtiger denn je, sich mit seinem Vermögen intensiv zu beschäftigen. Die noch verhältnismäßig junge Anlageklasse der Zertifikate wird dabei von immer mehr Privatanlegern in ihre Investitionsentscheidungen mit einbezogen. Zumindest weist dies die September-Online-Umfrage des DDV aus. Immerhin hatten sich auf mehreren Finanzportalen knapp 3.500 Personen beteiligt. 42 Prozent der Teilnehmer gaben dabei an, bereits seit mehr als fünf Jahren das Zertifikate-Universum bei ihren Investments mit zu berücksichtigen. Mehr als 14 Prozent beschäftigen sich seit drei bis fünf Jahren mit derivativen Wertpapieren. Für mehr als 15 Prozent sind Zertifikate seit ein bis drei Jahren von Interesse, während für 29 Prozent der Umgang mit Zertifikaten noch weitgehend Neuland bedeutet.
Diese potentiellen Zertifikate-Anleger, für die strukturierte Wertpapiere Neuland sind, sollten in jedem Fall ein finanztechnisches Grundverständnis mitbringen und sich umfassend über die Funktionsweise der Papiere informieren. Sie müssen sich eine klare Marktmeinung bilden und sich über ihre Risikoneigung im Klaren sein. Der Vorteil von Zertifikaten: Im Gegensatz zu Aktien und Fonds können Anleger nicht nur in steigenden, sondern auch in seitwärts tendierenden oder gar fallenden Märkten attraktive Renditen erwirtschaften. Insofern finden Zertifikate und Optionsscheine sowohl zur Absicherung des eigenen Depots Berechtigung als auch zur Beimischung und Renditeoptimierung.
Der Wunsch der Anleger sich aufgrund der schwankungsreichen Märkte entweder abzusichern oder verstärkt Renditechancen zu nutzen, spiegelte sich ebenfalls in den zurückliegenden Wochen in den Umsätzen der strukturierten Wertpapieren wider. So legten die Handelsumsätze an den beiden Zertifikate-Börsen in Stuttgart und Frankfurt signifikant zu. Im Fokus des Anlegerinteresses standen dabei ausgesprochen häufig Anlagezertifikate, wobei die durchschnittliche Ordergröße sogar mehr als 25.000 Euro betrug.
So verdoppelten sich im Bereich der Bonuspapiere zeitweise die Umsätze. Häufig schichteten Anleger ihre Papiere vor Sorge des Reißens der Barriere einfach um; häufig in Kapitalschutz-Zertifikate. Auch die Anleger, die schon in der Vergangenheit Risiken vermieden hatten und auf Nummer sicher gegangen sind, lehnen sich derzeit entspannt zurück. Entgegen vieler Anleger anderer Assetklassen, die deutliche Verluste hinnehmen mussten, haben sie in Kapitalschutz-Zertifikate investiert und in der derzeitigen Marktphase alles richtig gemacht: Sie haben in einer Abwärtsphase zunächst einmal den Blick auf das Wesentliche gerichtet - und das ist für sie derzeit Kapitalerhalt.
Im Grunde bestätigen die aktuellen Markt- und Umsatzdaten das Bild eines zweigeteilten Markts. Nach wie vor sorgen einerseits selbstentscheidende und eher kurzfristig investierte Investoren mit vielen Trades für hohe Umsätze. Das sind Investoren, die bewusst bereit sind, ein Mehr an Risiko in Kauf zu nehmen, um eine höhere Rendite zu erzielen. Andererseits gibt es beratungsaffine Anleger, die ihr Depot gegen die Schwankungen abzusichern versuchen und möglichst wenig Risiko im Portfolio halten wollen.
Der DDV ist die Branchenvertretung der führenden Emittenten derivativer Wertpapiere. Er fördert den Derivatemarkt und somit die Akzeptanz von Zertifikaten, Aktienanleihen und Optionsscheinen. Zu den Zielen zählen Anlegerschutz, Verbesserung der Verständlichkeit und Transparenz. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.