Nicht auf jeden Zug aufspringen
Trends beziehungsweise Dauer-Themen rechtzeitig zu erkennen, setzt detaillierte Marktkenntnisse und Gespür für das Wesentliche voraus.
Nicht alles, was einem quasi als unablässig vorgehalten wird, erweist sich als nutzbar, nachhaltig und nicht zu vergessen rentabel. Die größte Herausforderung liegt oftmals im Erkennen möglicher Trendwenden. Auf eine spezielle Branche zu setzen, weil sie aktuell angesagt ist und fast jeder kauft? Die Trendwelle surfen, das soll Gewinn bringen. Mitunter ist das weit gefehlt. Aber es gibt Perlen, die langfristig glänzen und auf Mega-Trends (Demografie, Alterung der Gesellschaft oder Ressourcenknappheit) setzen.
Wasser als "blaues Gold". In den entwickelten Märkten drehen wir den Wasserhahn beliebig und fast unentwegt auf. Der Rohstoff Wasser ist ja in Hülle und Fülle vorhanden, könnte man meinen. Die Realität sieht anders aus. Laut Weltwasserbericht der UN haben rund um den Globus fast 800 Millionen Menschen heute noch keinen Zugang zu guter Wasserversorgung. Nach anderen Schätzungen könnte die Zahl der Menschen, deren Recht auf Wasser nicht erfüllt ist, sogar bei 3,5 Milliarden liegen. Der globale Wasserbedarf in Bezug auf die Entnahme von Wasser wird bis 2050 voraussichtlich um rund 55 Prozent steigen. Obwohl die Erde zum Großteil aus Wasser besteht, ist das "blaue Gold" eine endliche und kostbare Ressource. So werden ungefähr 70 % des weltweit entnommenen Wassers im Ackerbau eingesetzt, um somit 20 % der gesamten Anbaufläche zu bewässern. Einfach gesagt: Wasser ist und bleibt ein wichtiges Investment-Thema. Für die Zertifikate-Industrie kein unbeschriebenes Neuland. Einige Emittenten haben in den vergangenen Jahren dieses Thema für sich entdeckt und Index-Zertifikate auf den Markt gebracht. Somit muss der Anleger nicht zwangsläufig die entsprechende Aktie kaufen. Der S&P Global Water Index, den es seit Anfang 2007 gibt, hat in den zurückliegenden drei Jahren eine durchschnittliche Wertentwicklung von 11,67 % hingelegt und notiert aktuell bei knapp 3.170 Punkten. Eine Story, die eben auch langfristig überzeugt und kein kurzzeitiger Hype ist.
Einem anderen Trendthema wurde sozusagen der Boden unter den Füßen weggezogen. Sie zähl(t)en zu den begehrtesten Rohstoffen der Welt: Seltene Erden. Ob nun im Plasma-Bildschirm oder beim Handy, die 17 Metalle finden Verwendung in der Industrie. Aber sind sie so wertvoll wie noch vor Jahren gedacht? Nachdem die Preise infolge der Exportbeschränkungen Chinas zeitweise explodierten, setzte in den vergangenen Jahren ein Preisverfall ein. Vorläufiger Höhepunkt war die Insolvenzanmeldung des letzten US-amerikanischen Förderers dieser Rohstoffe (Molycorp) vor wenigen Wochen. Der Bloomberg-Index für das Anlagesegment stürzte seit seinem Rekordhoch von 111,4 Punkten im Frühjahr 2011 rapide ab und markierte zuletzt einen Tiefststand von 22,1 Zählern.
Dennoch sollte die geopolitische Relevanz Seltener Erden nicht unterschätzt werden. Einige von ihnen bleiben für die Industrie unersetzlich oder schwer zu substituieren. Von einem Mega-Trend zu sprechen, scheint indes etwas vermessen.
Anleger sollten sich also bewusst sein, dass es nur wenige Stories gibt, die über einen längeren Zeithorizont intakt bleiben oder zumindest das entsprechende Potenzial dazu haben. Hier ist dem Anleger auf jeden Fall das ausführliche Gespräch mit dem Bankberater zu empfehlen.
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