Die Flut hebt eben nicht alle Boote
… genauso wenig, wie die Ebbe dafür sorgt, dass alle Boote auf dem Trockenen liegen.
Manche Analogien treffen zu, andere nicht. Das gilt im richtigen Leben ebenso wie bei Börsenweisheiten. Zweifellos haben die globalen Aktienmärkte eine ausgesprochen bewegende Woche hinter sich; über die kommenden kann nur spekuliert werden. In der Nachbetrachtung gibt es dafür genug Gründe, die Sorge über eine restriktivere Geldpolitik der US-Notenbank Fed, die aktuellen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine oder auch enttäuschende Ergebnisberichte einiger namhafter US-Unternehmen.
Anlegerinnen und Anlegern sollten die jüngsten Rückgänge allerdings immer im Kontext betrachten. Zum einen sind die Fundamentaldaten zur Konjunktur und die Gewinne nach wie vor robust. Abgesehen von ein paar deutlich verfehlten Schätzungen sind die US-Gewinne bislang im Durchschnitt rund fünf Prozent höher ausgefallen als die Schätzungen für das 4. Quartal. Zum anderen sind leichte Abverkäufe nichts Ungewöhnliches.
Kursrückgänge um mehr als fünf Prozent ereignen sich beispielsweise im S&P 500, statistisch betrachtet, durchschnittlich zweimal im Jahr und bedeuten nicht unbedingt das Ende einer Hausse. Tatsächlich können solche Rückgänge auch helfen, in den eher spekulativen Bereichen des Marktes etwas "Luft" raus zu lassen.
Insofern erscheint es derzeit sinnvoller, sehr selektives Stock-Picking zu betreiben. Also auf Papiere zu setzen, die sich besser entwickeln als der Gesamtmarkt. Hier bieten sich sicher Bereiche an, die weniger sensibel gegenüber Zinserhöhungen sind und vor allem Sektoren, in denen skalierbar Geld verdient wird und nicht nur von der Hoffnung auf eine profitable Zukunft getragen werden.
Darüber hinaus bieten sich in der Allokation konservative Teilschutz-Produkte an. Die Umsätze an den Börsen zeigen auch, dass versierte Selbstentscheider derzeit gerne auf Reverse Bonus Zertifikate zurückgreifen. Dabei handelt es sich um Produkte, die eine Seitwärtsrendite erzielen, wenn während der Laufzeit des Zertifikats ein bestimmtes höheres Kursniveau nicht erreicht wird. Überdies besteht die Möglichkeit, an fallenden Kursen zu partizipieren.
Gerade in volatilen Marktphasen spielen strukturierte Wertpapiere ihre Vorteile gegenüber anderen Kapitalmarktprodukten aus. Investierende, die eine klare Markterwartung haben und ihre Depots eigenständig managen, können auch in dieser unruhigen Zeit durchaus attraktive Renditen erwirtschaften. Während also, um im Anfangsbild zu bleiben, Index-Sparer gerade ein Auf und Ab ihrer Investments beobachten, profitieren Zertifikate-Besitzer eher von den Möglichkeiten des zur Verfügung stehenden Produktuniversums.
Der Deutsche Derivate Verband (DDV) ist die Branchenvertretung der führenden Emittenten strukturierter Wertpapiere in Deutschland.
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