Christian Scheid

Vier der fünf Tech-Riesen können überzeugen

10.02.22 10:21 Uhr

Vier der fünf Tech-Riesen können überzeugen | finanzen.net

Angesichts der jüngsten Kursverluste bei Technologieaktien wurden die Quartalsberichte von Alphabet (Google), Amazon, Meta Platforms (Facebook), Apple und Microsoft mit Hochspannung erwartet. Die unter dem Schlagwort "GAFAM" bekannten Konzerne bringen an der Börse satte 9,4 Billionen Dollar auf die Waage und stehen damit für 51,5 Prozent des Gewichts des Nasdaq 100 und für rund ein Fünftel des S&P 500.

Den Anfang machte Microsoft. Dabei durchlebten die Aktionäre eine Achterbahn der Gefühle. Zunächst schmierte der Titel ab, als der Softwarekonzern ein etwas langsameres Wachstum im boomenden Cloud-Geschäft meldete. Insgesamt kam der Umsatz um ein Fünftel auf 51,7 Mrd. Dollar voran. Unterm Strich verdiente Microsoft knapp 18,8 Mrd. Dollar - ein Zuwachs von 21 Prozent. Als Finanzchefin Amy Hood in der Telefonkonferenz mit Analysten wieder ein höheres Cloud-Wachstums-tempo in Aussicht stellte, konnte sich die Aktie deutlich erholen.

Die Google-Mutter Alphabet profitiert weiterhin massiv von der Digitalisierung des Lebens in der Corona-Pandemie. Die Erlöse legten im Schlussviertel um 32 Prozent auf gut 75,3 Mrd. Dollar zu. Das Ergebnis verbesserte sich sogar von 15,2 Mrd. auf 20,6 Mrd. Dollar. Das war deutlich mehr als von Analysten erwartet wurde. Tragende Säule des Geschäfts bleiben die Anzeigen im Umfeld von Internet-Suchanfragen. Zudem legten auch die Cloud-Geschäfte stark zu. Die Anteilscheine von Alphabet reagierten mit deutlichen Kursgewinnen und verfehlten das bisherige Rekordhoch nur knapp. Wer dachte, mit Alphabet hätte die Berichtssaison ihren Höhepunkt erreicht, wurde von Apple eines Besseren belehrt. Der iPhone-Kon¬zern hat im Weihnachtsquartal 34,6 Mrd. Dollar verdient - gut ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg um rund elf Prozent auf 123,9 Mrd. Dollar, ebenfalls ein Bestwert. Dabei hätte der Konzern ohne die Chip-Engpässe noch mehr verkaufen können. Das iPhone war abermals der Wachstumstreiber. Dessen Umsatz stieg um neun Prozent auf 71,6 Mrd. Dollar. Die Zahlen übertrafen die Erwartungen der Analysten deutlich. Entsprechend konnte die Aktie um sieben Prozent zulegen.

Genau in die andere Richtung ging es bei Meta Platforms: Im Anschluss an die Zahlen stürzten die Papiere des Betreibers der Facebook-Plattform um mehr als 26 Prozent ab. Zwar kletterten die Erlöse im Schlussviertel um ein Fünftel auf knapp 33,7 Mrd. Dollar. Doch ging der Gewinn um acht Prozent auf knapp 10,3 Mrd. Dollar zurück, und die Zahl der täglich bei Facebook aktiven Nutzer sank leicht. Enttäuschend fiel auch der Ausblick aus. Auch wenn das "Metaverse" riesiges Potenzial birgt, sind die kurzfristigen Perspektiven stark eingetrübt (siehe Seite 7).

Amazon konnte die Wogen wieder glätten. Der weltgrößte Online-Händler hat im Weihnachtsquartal einen Profit von 14,3 Mrd. Dollar erzielt und damit fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Zudem bewältigte er die angekündigte Kostenlawine wegen des enormen Bedarfs an Personal und der hohen Investitionen in die Lieferlogistik besser als befürchtet - nicht zuletzt dank seines hochprofitablen Cloud-Geschäfts. Die Aktie sprang um rund 14 Prozent nach oben - auch, weil der Konzern angekündigt hat, in den USA die Preise für seinen "Prime"-Dienst zu erhöhen.

Die extremen Kursausschläge zeigen, wie groß die Nervosität am Markt derzeit ist. Jedoch wurden vier der fünf GAFAM-Konzerne von Anlegern gefeiert - was beweist, dass an den Tech-Größen kein Weg vorbeiführt. Die vorübergehende Schwäche bei Meta fällt da kaum ins Gewicht. Unsere Empfehlungen auf den GAFAM-Index seit 2017 brachten Kursgewinne zwischen 27 und 276 Prozent. Nur der Mini Long aus ZJ 43.2021 liegt leicht im Minus. Das Papier eignet sich auch zum Neueinstieg (ISIN DE000MA71EA3).

Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete.


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