Christian Scheid

T-Aktie kann Kursbremse einfach nicht lösen

30.03.17 10:18 Uhr

T-Aktie kann Kursbremse einfach nicht lösen | finanzen.net

Eine milliardenschwere Abschreibung hat der Deutschen Telekom zum Schluss des vergangenen Jahres einen Verlust eingebrockt.

Weil die Beteiligung an der britischen BT Group infolge der Abwertung des Pfundes nach dem Brexit und wegen eines Bilanzskandals deutlich weniger wert ist, musste die Telekom diese um satte 2,2 Mrd. Euro wertberichtigen. Das sorgte im Schlussviertel 2016 für einen Verlust von 2,1 Mrd. Euro.

Abschreibung drückt Gewinn

Im gesamten vergangenen Jahr machte der DAX-Konzern damit einen überraschend niedrigen Konzerngewinn von 2,7 Mrd. Euro. Trotzdem haben die Bonner ihre Gesamtjahresprognose erfüllt. Bei einem Umsatzwachstum von 5,6 Prozent auf 73,1 Mrd. Euro ist das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibun-gen (Ebitda) bei konstanten Wechselkursen um 7,6 Prozent auf 21,4 Mrd. Euro geklettert. Damit schnitt die Telekom in etwa wie erwartet ab. Wachstumstreiber Nummer eins ist und bleibt die amerikanische Mobilfunktochter T-Mobile US. Das Geschäft in Übersee sorgte hauptsächlich für das Ergebnisplus. Aber zum ersten Mal seit längerer Zeit legte auch der deutsche Heimatmarkt knapp zu. Schwierig blieben die Geschäfte im europäischen Ausland und in der Geschäftskundensparte T-Systems.

Auch für 2017 rechnet der Bonner Konzern wieder mit einem guten Lauf in den USA. Doch auch in der Heimat-sparte soll es bezogen auf das Ergebnis besser laufen. Daher sollen Umsatz und bereinigtes Ebitda erneut zulegen. Beim Erlös peilen die Bonner ein weiteres Plus an - dabei sind Wechselkursveränderungen und Zu- wie Verkäufe ausgeklammert. Das Ebitda soll um rund vier Prozent auf 22,2 Mrd. Euro zulegen. Der freie Bargeldzufluss, an den Vorstandschef Tim Höttges die Dividende geknüpft hat, soll um rund zwölf Prozent auf rund 5,5 Mrd. Euro klettern.

Bremsklotz im DAX

Zahlen und Prognose reichten nicht aus, um der T-Aktie frische Impulse zu verleihen. Die Papiere sind seit Jahren einer der größten Bremsklötze im DAX. Seit mittlerweile zwei Jahren schwankt der Kurs in einer Spanne zwischen rund 13,50 und 17,50 Euro. Das dürfte sich auch in Zukunft kaum ändern, da auf der Notiz eine ganz besondere Kurs-bremse lastet: die Verkaufsabsichten des Bundes. Laut einem Bericht der WirtschaftsWoche will sich der Großaktionär über kurz oder lang von seinen Aktien trennen. Derzeit hält der Bund 14,5 Prozent an dem Konzern, weitere 17,5 Prozent liegen bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau, die diese Anteile dem Bundesfinanzministerium (BFM) vor Jahren abgekauft hatte. Wann das BMF die Aktien verkaufen will, sei abhängig vom Börsenumfeld und "nur in Teilschritten möglich".

Hoher Seitwärtsgewinn drin

Während mit der T-Aktie selbst also wenig zu holen sein dürfte, versprechen auf Seitwärtstrends ausgerichtete Zertifikate und Optionsscheine viel Potenzial. Für spekulative Anleger geeignet ist ein Inliner von HVB onemarkets. Das Papier generiert im September 2017 einen Ertrag von 55,5 Prozent, wenn die T-Aktie stets zwischen 13 und 18 Euro notiert - zwei Marken, die noch außerhalb des langjährigen Kurskorridors 13,50/17,50 Euro angesiedelt sind. Ein ähnliches Papier von Société Générale haben wir ins wikifolio aufgenommen (siehe Seite 3).

Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal


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