Großes Aufholpotenzial
Trotz Rekordergebnissen vieler Firmen ist der ATX 2022 stark unter Druck gekommen.
Der Wiener Leitindex erwies sich aufgrund der geographischen Nähe zum Krieg, seiner Zusammensetzung sowie Größe volatiler als andere Märkte. Starke Unternehmensergebnisse kombiniert mit gefallenen Kursen ergeben unter dem Strich aber historisch günstige Bewertungen. Ein anhaltender Fokus auf Value Stocks sollte die Entwicklung des ATX begünstigen. Das sind die zentralen Ergebnisse des traditionellen Ausblicks "Wirtschaft, Finanzmärkte und Wiener Börse" der Erste Group. Den Analysten zufolge notiert der ATX aktuell, sowohl international als auch historisch betrachtet, mit deutlichen Abschlägen. "Auch wenn sich das Gewinnniveau des Jahres 2022 voraussichtlich nicht halten lässt, so sehen wir die KGVs bezogen auf 2023 bei 7,1 und 2024 7,5 und damit als deutlich zu günstig an", meint Christoph Schultes, Chief Equity Analyst Österreich. Der langjährige Durchschnitt liegt bei 13x. Die Kombination aus Unterbewertung und positiver Gewinnentwicklung machen europäische Banken besonders interessant, wovon letztendlich auch der ATX profitieren sollte. "Generell bevorzugen wir auf Jahressicht eher ‚Value‘-Aktien gegenüber Growth‘ und ‚Zykliker‘ gegenüber ‚defensiven Werten‘. Als besonders interessante Einzeltitel sehen wir die OMV, Andritz, Wienerberger und DO & CO", so Schultes. Der ATX habe sich 2022 unter seinem Wert schlagen müssen. Das führe zu einer historisch günstigen Bewertung, ergänzt Fritz Mostböck, Leiter Bereich Group Research: "Wir denken, dass der österreichische Leitindex internationale Indizes in diesem Jahr outperformen sollte. Selbst unser Kursziel von 3.700 Punkten impliziert ein KGV von 8x basierend auf prognostizierten Ergebnissen 2023 und lässt prinzipiell weiter Luft nach oben." Daraus errechnet sich ein Kurspotenzial von 11,1 Prozent. Ein Bonus Cap von Raiffeisen Zertifikate bietet zwar nur eine gut halb so hohe Renditechance. Dafür ist aber ein Risikopuffer von 28,6 Prozent eingebaut. Somit ist das Papier auch für risikoaverse Anleger geeignet (ISIN AT0000A311N6).
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete.
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