Christian Scheid

Deutsche Wohnen ist bald bereit für den DAX

11.08.16 11:00 Uhr

Deutsche Wohnen ist bald bereit für den DAX | finanzen.net

Am 5. September entscheidet die Deutsche Börse wieder über Änderungen in der Zusammensetzung von DAX, MDAX, TecDAX und SDAX.

In neuer Besetzung präsentieren sich die Indizes dann ab 19. September. Doch schon wenige Tage zuvor kommt es zu einem außerplanmäßigen Wechsel. Denn die Aktie des vor der Übernahme durch den chinesischen Investor Midea stehenden Anlagenbauers Kuka muss den Index der mittelgroßen Werte verlassen. Zuvor hatten die Chinesen offengelegt, inzwischen 94,55 Prozent der Kuka-Anteile zu halten. Weil der Streubesitz unter zehn Prozent gefallen ist, wird das Papier laut Regelwerk der Deutschen Börse zwei Handelstage nach der offiziellen Bekanntgabe aus dem betreffenden Index genommen.

Profiteur dieser Regelung ist Rational. Die Aktie des Großküchenausrüsters steigt vom SDAX in den MDAX auf. Von dem Aufstieg könnten positive Kursimpulse für die Rational-Aktie ausgehen, denn der Index für mittelgroße Werte genießt vor allem bei internationalen Investoren große Aufmerksamkeit. Die Rational-Aktie zählt ohne-hin schon seit Jahren zu den beliebtesten Aktien am deutschen Aktienmarkt - und leider auch zu den teuersten: Das KGV auf Basis der geschätzten 2016er-Gewinne liegt bei satten 33,5. In der Vergangenheit notierte der Titel zwar selten mit einem KGV von weniger als 25, doch Käufe drängen sich auf dem aktuellen Niveau nicht auf. Stattdessen können Anleger zu einem Discount-Zertifikat von HVB onemarkets greifen. Hier sind bis Weihnachten 3,1 Prozent bzw. 8,5 Prozent p.a. drin, auch wenn der Titel um bis zu neun Prozent fällt (ISIN DE000HU2TS86).

Für Rational rückt der Windkraftanlagen- und Solarparkbetreiber Chorus Clean Energy in den Index der kleineren Werte, den SDAX, auf. Allerdings dürfte es sich nur um einen Kurzbesuch handeln. Denn Chorus steht vor der Übernahme durch den Konkurrenten Capital Stage. Dennoch könnte sich der Aufstieg kurzfristig in steigenden Kur-sen niederschlagen. Denn indexorientierte Fonds hatten den Titel bislang nicht auf dem Schirm, genauso wenig wie Emittenten: Auf den Titel ist aktuell kein einziges Zertifikat erhältlich.

DAX bleibt unverändert - vorerst

Im DAX sitzen aktuell Lufthansa und Commerzbank auf wackeligen Plätzen. Während die Aktie des Frankfurter Geldinstituts beim Kriterium Marktkapitalisierung auf Rang 35 liegt, ist die Lufthansa schon auf Position 38 abgerutscht. Eine Aktie kann aber erst ersetzt werden, wenn sie in einem der beiden Kriterien Free Float-Marktkapitalisierung oder Orderbuchumsatz im Rang höher als Position 40 steht. Zudem steht derzeit kein geeigneter Nachfolgekandidat zur Verfügung: Unternehmen wie Airbus, Steinhoff oder auch Deutsche Wohnen überzeugen zwar bei der Free Float-Marktkapitalisierung, doch am Börsen-umsatz hapert es.

Mit Rang 36 beim Börsenumsatz ist Deutsche Wohnen am dichtesten am nötigen Rang 35 dran. Sollten sich die Handelsumsätze in dem Titel weiter verbessern, steht einer DAX-Aufnahme im kommenden Jahr wohl kaum noch etwas im Weg, zumal dann auch die geplanten Aufspaltungsaktionen der Versorger E.ON und RWE eine Rolle spielen dürften. Dadurch dürfte der Börsenwert der beiden Konzerne so stark schrumpfen, dass der Platz in der Deutschen Börsenliga kaum noch zu halten sein dürfte. Risikobereite Anleger können schon heute mit einem Turbo von der DZ BANK auf positive Impulse durch den wahrscheinlichen DAX-Aufstieg von Deutsche Wohnen spekulieren. Das Papier bildet Kursbewegungen der Aktie mit einem Hebel von aktuell 4,5 ab (ISIN DE000DGC1QC5).

Im TecDAX zeichnet sich schon für den September-Termin ein Wechsel ab: Erwartet wird, dass der Chipzulieferer Süss Microtec seinen Platz für S&T räumen muss. Die Aktie des österreichischen IT-Technologiekonzerns gehört im laufenden Jahr zu den großen Gewinnern. Entsprechend liegt der in Ausgabe 26.16 empfohlene Turbo von Lang & Schwarz bereits mit mehr als 80 Prozent in der Gewinnzone. Da im Umfeld des TecDAX-Aufstiegs mit weiteren Kursgewinnen zu rechnen und die Anteilscheine noch moderat bewertet sind, sollten Anleger dennoch kein Stück aus der Hand geben (ISIN DE000LS1S535).

Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal


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