Christian Scheid

Der Rohstoff Lithium - das neue Öl

08.09.16 10:32 Uhr

Der Rohstoff Lithium - das neue Öl | finanzen.net

Spätestens seit bekannt wurde, dass Tesla Motors eine riesige Fabrik für Lithium-Ionen-Batterien bauen will, ist der Rohstoff Lithium in aller Munde.

Der US-Elektroautopionier, der das Projekt gemeinsam mit dem Panasonic-Konzern betreibt, will bereits ab 2018 eine halbe Mio. Fahrzeuge pro Jahr herstellen. Dafür braucht Tesla Motors Unmengen an Lithium.

Lithium-Batterien werden aber nicht nur in der Automobilindustrie gebraucht, sondern auch als Speicher für Strom aus Wind und Sonne. Dementsprechend schießen neue Batteriefabriken derzeit wie Pilze aus dem Boden. Das Solarportal Enerkeep hat die Unternehmensmeldungen von 15 internationalen Zellherstellern ausgewertet und festgestellt, dass sich neue Fabriken die weltweite Produktionskapazität von etwa 70 Gigawattstunden (GWh) im Jahr 2015 bis zum Jahr 2020 vervierfachen werden.

Der Boom bei Lithium-Ionen-Speichern hat also gerade erst begonnen. Denn die leistungsfähigen Akkus werden nicht nur in Handys und Laptops verbaut, sondern sie werden auch für die Elektromobilität und als stationäre Stromspeicher für die Energiewende immer wichtiger. Ihre Vorteile gegenüber anderen Akkutypen: Sie haben eine hohe Energiedichte, ein Memory-Effekt tritt so gut wie nicht auf und sie überstehen eine Vielzahl von Ladezyklen.

Preisexplosion bei Lithium

Aufgrund dieses Trends wird die globale Lithium-Nachfrage deutlich anziehen. Das australische Informationsportals RenewEconomy geht davon aus, dass der weltweite Bedarf von 190.000 Tonnen im Jahr 2015 auf etwa 340.000 Tonnen bis 2020 steigen wird. Lithium ist als Rohstoff auf der Erde zwar nahezu unbegrenzt vorhanden, doch die Förderung ist aufwändig. Dementsprechend kam es um den Jahreswechsel zu einer regelrechten Preisexplosion des Rohstoffs. Kostete eine Tonne Lithium im Jahr 2014 noch weniger als 6.000 Dollar, mussten im ersten Quartal 2016 bereits mehr als 15.000 Dollar je Tonne hingelegt werden. Im zweiten Quartal kletterte der Preis sogar über 25.000 Dollar je Tonne. Die Investmentbank Goldman Sachs hat Lithium sogar schon als "das neue Öl" bezeichnet.

Große Wachstumschancen

Die Lithium-Versorgungssicherheit hat oberste Priorität für Technologieunternehmen in den USA und in Asien. Strategische Allianzen und Joint Ventures zwischen Technologiekonzernen und Explorationsunternehmen wurden und werden weiterhin eingegangen, um eine zuverlässige, diversifizierte Versorgung mit Lithium für Batterielieferanten und Fahrzeughersteller zu gewährleisten. Entsprechend groß sind die Wachstumschancen für die in diesem spannenden Markt tätigen Unternehmen.

14 Lithium-Aktien im Paket

Wer neben einzelnen Unternehmen in diesem Segment auf einen Branchenindex setzen möchte, für den könnte der Solactive Global Lithium Index interessant sein. Er bildet die Wertentwicklung der größten und liquidesten börsennotierten Unternehmen ab, deren Hauptgeschäftstätigkeit in der Exploration und/oder dem Abbau von Lithium oder der Herstellung von Lithium-Batterien liegt. Der Index wird in Euro berechnet und halbjährlich angepasst. Aktuell sind 14 Unternehmen enthalten. Schwergewichte sind Sociedad Química y Minera de Chile, FMC Corp. und Orocobre. Der entsprechende Tracker kommt von Société Générale.

Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal


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