Auf Schnäppchenjagd im Nebenwerte-Universum
Jedes Jahr lädt das US-Anlegermagazin "Barron‘s" mehrere Starinvestoren zum Roundtable ein.
Dieses Jahr sind sich die Experten weitgehend einig, dass 2017 kein einfaches Jahr werden dürfte. Nach der Jahresendrallye 2016 und dem guten Start ins laufende Jahr haben die Aktienmärkte schon einiges an guten Nachrichten vorweg genommen. Bleiben diese aus, drohen Kursverluste.
Mit Stockpicking zum Erfolg
"Das Jahr könnte schwierig werden für die Aktienmärkte, aber gut für Stockpi-cker. Es wird auch große Gewinner geben", sagt etwa Oscar Schafer, der den 500 Mrd. Dollar schweren Hedgefonds Rivulet Capital managt. Scott Black, Gründer der Investmentgesellschaft Delphi Management und Herr über rund 820 Mrd. Dollar stößt ins selbe Horn: "Ich stimme zu, dass es ein Jahr für Stockpicker werden wird. Man muss wertorientiert agieren. Value-Aktien werden erneut besser laufen als Wachstumswerte."
Vor allem Nebenwerte glänzen
Interessante Einzeltitel sind vor allem in den Nebenwerteindizes MDAX und SDAX zu finden. Dabei handelt es sich in der Regel um Unternehmen, die in Nischen tätig sind und sich dort führende Positionen erarbeitet haben. Das schlägt sich oftmals in einer außerordentlich hohen Profitabilität und außer-gewöhnlichen Wachstumsraten nieder. Das geht natürlich mit einer überdurchschnittlichen Aktienkursentwicklung einher. Anders als der Gesamtmarkt sind zahlreiche Nebenwerte noch recht günstig zu haben. Um diese Qualitätstitel zu finden, hat das Anlegermagazin €uro am Sonntag (Ausgabe 3/17) einen Kennziffer-Filter angewendet. Dabei standen das KGV, das Kurs-Buchwert-Verhältnis, das Kurs-Umsatz-Verhältnis und die Dividendenrendite im Fokus. Da die Kennzahlen separat betrachtet mitunter Schwächen aufweisen, wurden am Ende nur Aktien ausgewählt, die in allen vier Disziplinen punkten konnten.
Auf Schnäppchenjagd
Zehn Aktien sind am Ende des Filterprozesses übrig geblieben: Aurubis, BayWa, ElringKlinger, Hannover Rück, Hornbach, Innogy, Rheinmetall, Talanx, Uniper und W&W. Mit Aus-nahme von Hornbach können Anleger diese Titel auch mit Anlage- und Hebelprodukten abbilden. Neben Innogy (siehe Seite 3) gefällt uns vor allem Talanx. Rund 77 Prozent des Börsenwerts des Versicherungs-konzerns sind durch den 50-prozentigen Anteil an der Tochter Hannover Rück abgedeckt. Der Rest steht für das Geschäft mit Erstversicherungen, das bis 2021 genau so viel Gewinn abwerfen soll wie die Rückversiche-rung. Mit einem Turbo von HSBC können Anleger mit einem Hebel von 5,0 auf eine anhaltende Aufholjagd setzen (ISIN DE000TD7XQ21).
Eine heiße Wette auf einen Turnaround ist ElringKlinger. Die Aktie des Autozulieferers gehörte in den vergangenen beiden Jahren zu den größten Verlierern. Anleger hoffen, dass die eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung der Auslastungsproblematik all-mählich greifen. Aufschluss hierüber dürften die 2016er-Zahlen am 30. März sowie der dann ebenfalls anstehende Ausblick auf 2017 geben. Nach dem Kursverfall scheint sich der Titel all-mählich zu stabilisieren. Kein Wunder: Die Aktie ist auf Basis von fundamentalen Kennziffern ein Schnäppchen. Ein Turbo der Commerzbank (Hebel 3,67) ist dennoch nur für spekulative Anleger geeignet (ISIN DE000CE3VPZ6).
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal
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Bildquellen: Christian Scheid-Kolumne, Christian Scheid-Kolumne