Sechs Investment-Regeln, die wirklich funktionieren
€uro am Sonntag stellt sechs Investment-Regeln vor, die langfristig besser abschnitten als DAX oder Euro Stoxx und die Anleger mit Zertifikaten leicht umsetzen können.
von Emmeran Eder, Euro am Sonntag
An der Börse ist es wie beim Schachspiel. Wer mit einer ausgeklügelten Strategie ins Rennen geht, hat mehr Chancen auf Erfolg als derjenige, der planlos und zufällig agiert. Anders als beim königlichen Spiel ist aber nicht aufwendiges Training und großes Talent notwendig, um ein Könner zu sein. An der Börse reicht schon die Kenntnis einiger relativ einfacher Investmentregeln, um langfristig gute Renditen zu erzielen.
Strategie 1: Eine davon beruht darauf, dass August und September historisch betrachtet die mit Abstand schlechtesten Börsenmonate sind (siehe Grafik unten). Seit 1988 verlor der DAX im September 4,6 Prozent, im August 3,3 Prozent. 2013 scheint dieses Muster nicht ganz zu stimmen. Während der August gewohnt schlecht war, legte der DAX seit Anfang September um 6,6 Prozent zu.
So richtig erklären kann den Sommerblues an der Börse keiner. Die häufigste Begründung ist, dass Anleger in der Ferienzeit Aktien lieber verkaufen, um nach dem Urlaub keine bösen Überraschungen zu erleben. August und September sind jedenfalls die einzigen beiden Monate, in denen der DAX historisch im Schnitt Kursverluste aufweist. Studien ergaben, dass auch andere wichtige Weltbörsen im Sommer schwächeln.
Das Phänomen können Anleger nutzen, indem sie im August und September aus dem DAX aussteigen und nur die übrigen zehn Monate investiert sind. Das bringt seit Anfang 1996 mit plus 973 Prozent und 14,32 Prozent per annum ein Renditeplus gegenüber dem DAX von 692 Prozentpunkten oder 6,54 Prozent jährlich. Das Erfreuliche: Trotz höherem Ertrag sinkt das Risiko. Die jährliche Volatilität bei der Saisonstrategie beträgt 22,8 Prozent gegenüber 25,5 Prozent beim DAX. In Bullenmärkten läuft die Strategie dem DAX aber hinterher. Dafür gab es seit 1989 nur vier Verlustjahre (DAX: acht).
Strategie 2: Sogar nur zwei Verlustjahre seit 1996 musste die Börsenindikator-Strategie von Thomas Gebert hinnehmen. Der Physiker und Hobbybörsianer entdeckte vier Faktoren, die die Börse maßgeblich beeinflussen: Inflation, Zinsen, Dollarkurs und Jahreszeit. Sie entscheiden darüber, ob Anleger ihr Geld in den DAX oder am Geldmarkt investieren. Wöchentlich werden vier Kriterien beobachtet:
Ist die Inflationsrate in der Eurozone geringer als vor einem Jahr?
War der jüngste Zinsschritt der EZB eine Senkung?
Notiert der Dollar zum Euro höher als vor zwölf Monaten?
Liegt der Beobachtungstag im Winterhalbjahr, also in den Monaten November bis April?
Der Erfolg ist verblüffend
Treffen mindestens drei der vier Merkmale zu, wird im DAX angelegt. Sind wenigstens drei Kriterien nicht erfüllt, wandert das Kapital in den Geldmarkt. Steht es zwei zu zwei unentschieden, wird die zuletzt getroffene Investmententscheidung beibehalten. Gehandelt wird nur einmal im Monat.
Obwohl oder vielleicht gerade weil diese Strategie so einfache Regeln hat, ist sie sehr erfolgreich: Um 2.000 Prozent legte die Gebert-Strategie seit Anfang 1996 zu, der DAX dagegen nur um vergleichsweise „lächerliche“ 281 Prozent. Aufs Jahr bezogen sind das 18,4 Prozent gegenüber 7,78 Prozent beim DAX.
Verantwortlich für die Outperformance waren vor allem die Baissejahre 2001, 2002, 2008 und 2011, weil rechtzeitig in den Geldmarkt gewechselt und die Kursstürze nicht mitgemacht wurden.
Derzeit im DAX engagiert
Doch damit nicht genug. Auch beim Risiko schlägt die Gebert-Strategie durch den temporären Wechsel in den Geldmarkt den DAX. Die jährliche Volatilität seit 1996 betrug 18,5 gegenüber 25,5 Prozent beim DAX.
2006 und 2007 hinkte Gebert dem DAX hinterher, da die Signale, die ihm die Finanzkrise 2008 ersparten, zu früh kamen. Seit September 2011 steckt das Kapital wieder im DAX. Die Vorgehensweise des Physikers schlägt alle anderen hier vorgestellten Strategien. Mit dem Zertifikat der Bank of America (siehe Investor-Info) setzen Anleger sie um.
Strategie 3: Nicht auf Indikatoren, sondern auf die besten Analysten vertrauen Anleger beim Man-GLG-Europe-Plus-Index, den der britische ETF-Anbieter Source investierbar gemacht hat. Der Hedgefondsspezialist GLG hat dazu eine Methodik entwickelt, die täglich aus dem Datenfundus der besten Analysten in Europa die aussichtsreichsten Empfehlungen herauspickt. Die Profis werden anhand der Qualität ihrer Tipps in der Vergangenheit bewertet.
Der Index ist breit diversifiziert und enthält rund 200 Titel, die er aus dem Universum des knapp 300 Aktien umfassenden Vergleichsindex MSCI Europe auswählt, in dem nur westeuropäische Aktien zu finden sind. Der Strategieindex bildet dieselben Sektoren ab wie die Benchmark, versucht aber durch eine unterschiedliche Gewichtung der Einzelwerte eine Mehrrendite zu erzielen. Das gelingt seit Auflage des Europe-Plus-Index Ende 2007. Bei fast identischer Volatilität wurde seit dem Start des Analysten-Investmentstils mit plus 20,7 Prozent ein Mehrertrag von gut 19 Prozent gegenüber dem MSCI Europe erreicht. Gegenüber dem Euro Stoxx 50 ist die jährliche Volatilität um fast zwei Prozentpunkte niedriger, die Outperformance noch beeindruckender.
In den Abwärtsphasen 2008 und 2011 lief der GLG-Ansatz fast identisch wie die Benchmark, erlitt also ebenfalls hohe Verluste, in den Bullenjahren 2009, 2010 und 2012 war die Strategie dagegen überlegen.
Kennzeichen des Ansatzes ist eine hohe Umschlaghäufigkeit der Positionen. Im Durchschnitt beträgt die Halteperiode 60 bis 90 Tage. Empfehlen zu viele Analysten eine Aktie, ist das ein Ausschlusskriterium. Denn Man GLG versucht mit seinem Anlagestil auf Aktien aufzuspringen, bevor die Mehrheit der Profis diese entdeckt hat. Bisher scheint das zu gelingen.
Die Börsenstrategie Teil 2 folgt an diesem Nachmittag ab 14 Uhr!
Investor-Info
DAXplus Seasonal Strategy
Börsenjahreszeiten im Paket
Jährlich vor Anfang August umzuschichten macht Mühe und ist wegen der Transaktionskosten teuer. Eine bequeme Alternative ist das Papier der Royal Bank of Scotland (RBS) auf den DAXplus-Seasonal-Strategy-Index. Das Barometer zeichnet von Anfang Oktober bis Ende Juli die DAX-Entwicklung nach. Im August und September macht das Papier eine Pause und setzt auf Tagesgeld. Die Zinsen streicht der Emittent ein. Zum ersten Handelstag im Oktober wird der DAX-Stand vom letzten Handelstag im Juli als Berechnungsgrundlage herangezogen. Verwaltungsgebühren erhebt die RBS nicht, der Spread liegt bei 0,75 Prozent. 2013 und 2012 funktionierte die Strategie nicht, langfristig zahlt sie sich aber aus.
Börsenindikator-2-Zertifikat
Vier Signale reichen
Inflation, Zins, Euro-Dollar-Kurs und Jahreszeit — diese vier Indikatoren reichen dem Physiker Thomas Gebert für eine sensationelle langjährige Extrarendite gegenüber dem DAX. Mit dem Börsenindikator-2-Zertifikat von Bank of America Merrill Lynch partizipieren Anleger an seinem Investmentstil. Sie zahlen ein Prozent Jahresgebühr, erhalten aber die Zinsen, wenn das Kapital am Geldmarkt geparkt wird. Das ist dann der Fall, wenn drei der vier Signalgeber rückläufige Börsen anzeigen. Gegenwärtig sind die Indikatoren aber positiv in Bezug auf Aktien. Das Zertifikat ist im DAX engagiert. Gebert selbst ist optimistisch und rechnet bis Mai 2014 mit freundlichen Börsen. Er ist derzeit voll in Aktien investiert.
Man-GLG-Europe-Plus-ETF
Auf die Profis setzen
Aus den Top-Analystenempfehlungen der besten Brokerhäuser stellt Man GLG ein Portfolio mit rund 200 europäischen Aktien zusammen. Auswahluniversum ist der fast 300 Werte umfassende MSCI-Europe-Index. Auch britische, Schweizer und skandinavische Titel sind enthalten. Durch eine unterschiedliche Gewichtung der Werte verglichen mit dem Index und kurze Haltedauer werden seit Ende 2007 die Benchmark und der Euro Stoxx 50 deutlich geschlagen — trotz der hohen Transaktionskosten. Denn die Umschlaghäufigkeit des Portfolios ist hoch. Auf fallende Kurse wird nicht gesetzt, sondern nur auf steigende. Illiquide Aktien bleiben außen vor. Die jährliche Managementgebühr des börsengehandelten ETF beträgt 0,75 Prozent.