Wirecard und die Fragezeichen
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Die Aktie von Wirecard beschäftigt deutsche Anleger wie keine andere. Daran kann auch der Ölpreis oder die Corona-Krise nichts ändern. Die Sonderprüfung geht in die Endphase. Wird alles gut?
Wirecard ist schon eine verrückte Geschichte. Im April 2019 waren wir auf dem Gipfel des Skigebiets von Garmisch-Partenkirchen und nahmen unser tägliches Video für unseren Börsenbrief auf. Umstehend waren keine Skitouristen zu sehen, nur eine Gruppe von 20 Bundeswehrsoldaten. Während unserer kleinen Videoproduktion schnappte der Oberst das Wort "Wirecard" auf und Minuten später befanden wir uns in einer Gruppendiskussion um Tradingmöglichkeiten auf Wirecard. Die halbe Truppe hielt Positionen. Und jeder hatte eine Meinung zur Aktie, long oder short.
Wirecard ist in Sachen Trading die Volksaktie Nummer eins. In unserem Börsenbrief waren wir sowohl bei Anlagepapieren als auch bei den Turbos seit März recht offensiv gestimmt bei Wirecard. Zumindest für unsere Verhältnisse, denn die Kommunikation bei Wirecard lud noch nie ein, die Aktie zu feiern. Das Geschäftsmodell schon eher, sofern es sauber ist. Dass es vielversprechend ist zeigt die hervorragend laufende Aktie vom Konkurrenten Adyen aus den Niederlanden.
Tag der Entscheidung rückt näher
Am Mittwoch nun haben wir spät abends die Verlautbarungen von Wirecard nochmal auf den genauen Prüfstand gestellt und bleiben bei der Ansicht, dass man mit etwas Vertrauen optimistisch bleiben kann in der Aktie. So sehen es auch viele private Trader, die Wirecard beispielsweise bei eToro rege handelten und primär zu Kaufpositionen griffen. Wenngleich bis zum 27. April - dem Tag, an dem der Bericht der Sonderprüfung vorgestellt wird - natürlich auch die Skeptiker immer wieder ihre Zweifel anmelden werden spricht vieles eher für Wirecard, wo die passenden Long-Möglichkeiten sind: WKN CX1P1N für die ganz bescheidenen mit Hebel 1,5 - WKN KB13N0 mit Hebel 4.
Warum? Nun - zum einen hätte Wirecard berichten müssen, wenn in den bisher geprüften Unterlagen irgendwas gefunden worden wäre. Diese sollten also sauber sein. Offenbar hat WDI noch etwas nachgeliefert, dass man mit folgender Zeile lesen kann: "In den verbleibenden Tagen sollen noch eingegangene Datenbestände verarbeitet und berücksichtigt werden." KPMG prüft dies also noch. Dazu wurden die Jahre 2016 bis 2018 schon als "ok" bewertet, nichts wurde gefunden.
Wirecard wieder im Fokus
Wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben und natürlich gibt es noch die FT, den Blogger Dan McCrum und andere Short-Seller, die sich auf die Berichte am 27.4 wieder stürzen werden. Doch soweit so gut sieht Wirecrd in der Tat sauberer aus als mancher dachte und mit KPMG hat man als Prüfer, flapsig formuliert, keine Pommesbude ausgewählt. Daher gehört die Aktie aus fundamentaler Sicht wieder auf die Watchlist vieler Investoren, weshalb wir Kurse oberhalb 150 weiter für realistisch halten.
Übrigens dürfte der viel kritisierte Tim Albrecht von der DWS ein Fässchen Fassbrause aufmachen. Er hatte seine Fonds bei der DWS mit Wirecard-Papieren förmlich bis zum Maximum aufgepumpt und sich damit ganz weit aus dem Fenster gelehnt. Die jüngste Kursentwicklung gibt der DWS recht und bezogen auf den Einstandspreis sollte man jetzt im Gewinn liegen.
Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.
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