Benjamin Feingold-Kolumne

Nvidias Aufstieg - kein Vergleich mit dem Neuen Markt

16.08.24 16:13 Uhr

Werbemitteilung unseres Partners
finanzen.net GmbH ist für die Inhalte dieses Artikels nicht verantwortlich


Nvidias Aufstieg - kein Vergleich mit dem Neuen Markt | finanzen.net

Der US-Konzern Nvidia taucht unter den 50 größten Firmen nach Umsatz weltweit nicht einmal auf. In Sachen Börsenwert gehört man aber zu den drei größten Unternehmen der Welt. Aber wie lange geht es gut oder wird Nvidia in diese Größenordnungen hineinwachsen?

Es ist schon kurios. Da machen Firmen wie Walmart, Amazon, Apple oder sogar Volkswagen Multi-Milliarden Umsätze und tauchen allesamt unter den 20 größten Firmen nach Umsatz weltweit auf. Bei der Marktkapitalisierung findet man VW aber nicht einmal unter den Top 50 weltweit. Deutschland kann schon froh sein, dass mit SAP auf Platz 48 knapp vor Novartis, Roche und Pepsi wenigstens ein deutscher Konzern auftaucht. Damit ist SAP auch der wertvollste börsennotierte Konzern in Deutschland.

Nvidia wiederum ist mit 3,4 Billionen US-Dollar bewertet und liefert "nur" 100 Milliarden Umsatz. Da fühlt sich mancher Anleger an den Neuen Markt zur Jahrtausendwende erinnert als ähnliche Hoffnungsträger die hoch gesteckten Erwartungen irgendwann nicht mehr in Firmengewinne und -umsätze transportieren konnten.

Marge ist entscheidend

Der Clou bei Nvidia ist aber die alles überragende Marge, die viele Unternehmen am Neuen Markt nicht hatten. Allerdings - bei einer operativen Marge von über 50 Prozent ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Konkurrenz mit ähnlichen Produkten auf der Matte stehen. Zumal die UBS die Vermutung hat in Person des Analysten Timothy Arcuri, dass der Konzern Microsoft wahrscheinlich 19 Prozent des Umsatzes von Nvidia im Geschäftsjahr 2024 ausmachte. Die Einkäufer von Microsoft werden im Stillen wenig begeistert sein. Denn zwar braucht Microsoft die Nvidia-Produkte. Man wird sich über eine Marge von mehr als 50 Prozent beim Konkurrenten aber zum einen ärgern und zum anderen hoffen, dass alsbald Konkurrenten auf den Markt treten, die diese Marge unmöglich machen.

Und dennoch muss man die Geschichte von Nvidia nochmals in Zahlen vor Augen haben: Noch vor wenigen Jahren war der Name Nvidia nur Tech-Enthusiasten ein Begriff. Inzwischen sind die Amerikaner zum wertvollsten börsennotierten Konzern der Welt zusammen mit Microsoft sowie Apple aufgestiegen und glänzen mit operativen Wachstumsraten von mehr als 100 Prozent. Zu ihren größten Kunden zählen die unterschiedlichsten Big-Tech-Unternehmen. Ohne die Grafikprozessoren von Nvidia wäre der Aufbau großer KI-Systeme bei Firmen wie Meta undenkbar. Die Aktie hat in den vergangenen 3 Jahren allein einen Gewinn von 500 Prozent gemacht.

Kein Vergleich zur Blase am Neuen Markt

Nvidia wird wegen der starken Performance gerne mit Cisco um die Jahrtausendwende verglichen. Anders als der Hersteller von Netzwerkprodukten erwirtschaftet Nvidia aber bereits heute hohe Gewinne, die in Zukunft weiter steigen sollen. Entsprechend moderat fallen klassische Bewertungskennzahlen aus. Analystendatenbanken spuken aus, dass das KGV auf Sicht der nächsten zwölf Monate mit rund 40 daherkommt. Eine krasse Übertreibung sieht anders aus, wobei natürlich die Frage entscheidend ist, ob Nvidia die eingepreisten Gewinnsteigerungen auch tatsächlich liefern wird.

Konkurrenz gesucht

Gerade die größten Nachfrager wie Microsoft und Amazon werden versuchen, ihre Abhängigkeit von Nvidia so schnell wie möglich zu reduzieren. "Wer jetzt viel Geld für KI-Chips ausgibt, hofft darauf, dass sich die Investitionen möglichst schnell auszahlen", konstatiert Klaus Schulz, Deutschlandchef des Online-Brokers LYNX. "Die Nachfrage wird aber nur dann hoch bleiben, wenn die Unternehmen tatsächlich von KI profitieren. Im Moment profitiert Nvidia noch stark vom Hardware-Hype um die Chips, aber der nächste Schritt ist mindestens genauso wichtig.

Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen. Nvidia investiert nicht nur viel Geld in die Forschung, sondern beteiligt sich auch verstärkt an Start-ups, um die neuesten Trends frühzeitig zu erkennen. Nur wenn es Nvidia gelingt, sein schon vorhandenes Ökosystem mit Chips, Netzwerkkomponenten und Software weiter auszubauen und sich ähnlich wie Apple zu einer Software-Plattform zu wandeln, dürfte die Aktie auch in Zukunft ganz oben im Ranking der wertvollsten Konzerne mitspielen und nicht wie Cisco in den Keller stürzen. Die Fallhöhe ist nämlich nicht unerheblich.

Rückkehr der Investoren?

Ein Blick auf die Charts des Smartbrokers genügt und könnte für jeden wertvoll sein. Denn der Nvidia-Kurs lag noch im November 2023 bei 40 Dollar. Gegenwärtig werden rund 125 Dollar aufgerufen. Es wäre nicht unmöglich, dass Nvidia wieder die 100 Dollar testet, die Anfang des Monats während des Tech-Absturzes sogar kurzfristig unterschritten hat. Entscheidend dürften die demnächst anstehenden Quartalszahlen sein, die am 28.August veröffentlicht werden. Hedge-Fonds und andere große Investmentfondsmanager haben im zweiten Quartal die Aktien der größten US-Tech-Unternehmen bereits abgestoßen und investierten in eine Reihe von Aktien aus dem Gesundheits- und Verbrauchersektor. Vielleicht kommen sie nach den Quartalszahlen wieder.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.