Benjamin Feingold-Kolumne

Kurseinbruch bei Amazon, Alphabet und Facebook beschert Chefs Milliardenverluste

18.01.19 07:24 Uhr

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Kurseinbruch bei Amazon, Alphabet und Facebook beschert Chefs Milliardenverluste | finanzen.net

Die US-Technologiewerte haben in den vergangenen Jahren den S&P 500 auf immer neue Rekordwerte getrieben. Umso stärker sind die Papiere beim jüngsten Kursrutsch des Index unter die Räder gekommen. Das haben gerade die jeweiligen Firmenlenker kräftig zu spüren bekommen.

Sie gehören zu den reichsten Männern der Welt und doch haben die jüngsten Kurseinbrüche ihre Spuren im Vermögen der Vorstandsvorsitzenden großer US-Hightechs hinterlassen. Am Stärksten haben die Verluste am US-Aktienmarkt Jeff Bezos getroffen. Das Aktienpaket des Chefs des weltgrößten Internethändlers Amazon ist zuletzt auf rund 131 Mrd. Dollar gesunken - das ist ein Rückgang um satte 37 Mrd. Dollar gegenüber dem Spitzenwert von Anfang September. Dennoch dürfte sich das Mitleid vieler Anleger mit Bezos in Grenzen halten.

Grund für den Kursrutsch ist die Sorge der Investoren vor einer deutlichen Abkühlung des Umsatzwachstums, nachdem Bezos Investoren mit dem Ausblick auf das Weihnachtsquartal kräftig enttäuscht hatte. Nachdem das Erlösplus im zweiten Quartal noch bei 39,3 Prozent lag, ist es im dritten auf 29,3 Prozent zurückgegangen. Für das vergangene Quartal sagen Analysten laut Reuters ein Plus von lediglich 18,8 Prozent auf 71,8 Mrd. Dollar vorher. Eine Abkühlung des Umsatz- und Gewinnwachstums ist für sehr hoch bewertete Aktien wie etwa Amazon tödlich, die Erwartungen sind einfach sehr hoch. Und preiswert ist die Aktie auch nicht: Trotz des jüngsten Kursrückgangs liegt das 2019er-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) immer noch bei 60, was aber im historischen Vergleich moderat für Amazon ist. Die Aktie stabilisiert sich derzeit, mutige Optimisten kaufen daher den Turbo mit der WKN VF1YK5 (Vontobel, Hebel 8) beziehungsweise moderater bei 5 gehebelt die WKN MF95R2 (Morgan Stanley).

Gewinnschätzungen für Facebook wurden gestutzt

Ähnlich unerfreulich wie für Bezos waren die vergangenen Monate für Mark Zuckerberg. Seitdem der Vorstandschef von Facebook bei der Vorlage der Halbjahreszahlen Ende Juli Investoren mit dem Ausblick geschockt hatte, ist der Wert seines Aktienpakets um satte 31,8 Mrd. Dollar auf 54,7 Mrd. Dollar kollabiert. Die Talfahrt setzte sich nach den Zahlen zum dritten Quartal, die ebenfalls unter den Schätzungen der Finanzprofis lagen, fort. Da halfen auch Zuckerbergs Aussagen nichts, dass der Konzern noch "riesiges" Wachstumspotenzial habe, beispielsweise mit Instagram. Seit der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen haben Analysten die Gewinnschätzungen je Aktie für 2019 kräftig auf aktuell 7,45 Dollar eingedampft. Damit würde das Ergebnis um lediglich ein Prozent gegenüber dem für 2018 vorhergesagten Wert zulegen. Doch wie bei Amazon scheint viel Negatives bereits eingepreist und so konnte sich die Aktie in den vergangenen vier Wochen um zehn Prozent erholen.

Google mit blauem Auge

Im Vergleich zu den Vermögensverlusten bei den Firmenlenkern von Amazon und Facebook sind jene von Alphabet "überschaubar". So steht bei Vorstandschef Larry Page ein Minus von 8,5 Mrd. Dollar auf 52,8 Mrd. Dollar zu Buche, das Paket seines Kollegen Sergej Brin verbucht einen ähnlichen Rückgang auf 51,3 Mrd. Dollar. Investoren befürchten, dass sich auch das Wachstum bei dem weltgrößten Internetwerbevermarkter deutlich abschwächen dürfte. Gleichzeitig sind die Investitionen von Alphabet, wie für Rechenzentren, im dritten Quartal um die Hälfte auf 5,28 Mrd. Dollar nach oben geschossen. Der Konzern hat angekündigt, auf die Milliardenwettbewerbsstrafe der EU zu reagieren, so sollen die Hersteller von Smartphones künftig bis zu 40 Dollar je Gerät für die bislang kostenlosen Google-Apps bezahlen. Es ist allerdings schwierig vorherzusagen, wie die Kunden auf das Preismodell reagieren werden. Auch die Google-Aktie konnte sich in den vergangenen Wochen wieder erholen, für mutige Optimisten sind Turbos eine Alternative zum Direkteinstieg, genauso wie bei Facebook. Das Facebook-Papier mit der WKN CP4U5A (Citigroup) und das Papier auf Alphabet (Google) mit der WKN CJ5LB7 (Commerzbank) haben jeweils einen Hebel von sieben.

Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.

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