Benjamin Feingold-Kolumne

Keine Angst vor Marine Le Pen

05.07.24 13:52 Uhr

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Keine Angst vor Marine Le Pen | finanzen.net

Manche Investoren waren vor der Wahl Georgia Melonis nervös. Die italienische Börse läuft unter ihr jedoch sehr gut. Bei Marine Le Pen könnte es ähnlich kommen.

Politische Börsen haben in der Regel kurze Beine. Die Folgen der Europawahl vor rund drei Wochen konnten die heimischen Märkte aber bis jetzt noch nicht abschütteln. Anfang Juni notierten DAX und Nasdaq 100 bei rund 18.500 Punkten. Seitdem hat das US-Technologiebarometer rund sieben Prozent zugelegt und die 20.000er-Marke im ersten Anlauf nur knapp verfehlt. Der DAX verlor im gleichen Zeitraum rund drei Prozent auf 18.000 Punkte.

Frankreich erhöht die Volatilität

Für Nervosität sorgt weniger das Wahlergebnis als vielmehr die überraschende Entscheidung des französischen Präsidenten Macron, Neuwahlen anzusetzen. Mit der Auflösung der Nationalversammlung und Neuwahlen am 30. Juni und 7. Juli geht er volles Risiko. Es könnte ein kluger Schachzug sein oder der Anfang vom Ende. Seit rund zwei Jahren hat Macron die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung verloren und hofft nun auf einen Befreiungsschlag, um seine Reformen wieder leichter durchsetzen zu können. Die Finanzmärkte sahen zuletzt allerdings fast nur die Risiken: Sollte der Plan nicht aufgehen, drohen vorgezogene Präsidentschaftswahlen mit einer möglichen rechtsextremen Präsidentin Le Pen. "Entsprechend ist die Volatilität beim VDAX und seinem europäischen Pendant VStoxx merklich gestiegen", erklärt Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets.

Entscheidung in Paris

Eine Neuauflage der Eurokrise passt so gar nicht in das zuletzt an den Märkten gespielte Szenario, dass Europa die konjunkturelle Talsohle durchschritten hat und sich wieder im Aufwind befindet. Am Anleihemarkt kletterte die Renditedifferenz zwischen zehnjährigen französischen und deutschen Staatsanleihen mit rund 0,8 Prozentpunkten auf den höchsten Stand seit 2017, während der CAC 40 um neun Prozent einbrach und als einer der wenigen internationalen Indizes wieder im Bereich seiner 200-Tage-Linie notiert. Gordon Shannon von der Bank Vontobel findet, dass "es für Europa schwieriger werden wird, auf externe Schocks koordiniert zu reagieren, etwa durch eine gemeinsame Fiskalpolitik".

Risiken unbestritten vorhanden

Die Experten von Donner und Reuschel stellen fest, dass es "interessanterweise Frankreich in den letzten 20 Jahren kaum gelang einen Leistungsbilanzüberschuss zu erzielen - anders als den Industrienationen Deutschland und Italien. Die Vorteile des Binnenmarkts wurden somit nicht genutzt für die Wettbewerbsfähigkeit, sondern eher verfrühstückt". Das Haushaltsdefizit betrug im Jahr 2023 -5,5 Prozent und wird sich 2024 sehr wahrscheinlich verschlechtern - bei einer Schuldenquote von über 110% des BIP.

Italien als Blaupause

Auf der anderen Seite ist zu bedenken, dass es nach der Wahl der italienischen Premierministerin Meloni ebenfalls nur zu einer kurzzeitigen Ausweitung der Zinsdifferenz kam und die Reaktionen als mögliche Blaupause dienen können. Die Regierung in Rom ist sogar vergleichsweise stabil, nicht umsonst steht der italienische Leitindex FTSE MIB gut da. Ein politischer Machtwechsel muss also nicht zwangsläufig negativ sein, zumal Le Pen zuletzt bereits beschwichtigende Töne in Sachen EU-Austritt angeschlagen hat.

Wichtig für die Märkte ist nicht, wer Präsident ist, sondern ob wirtschaftsfreundliche Reformen umgesetzt werden. Daher könnte sich der Rücksetzer kurzfristig als gute Nachkaufgelegenheit erweisen, vor allem bei französischen Aktien. Umsetzen können mutige Anleger dies auch mit Hebelpapieren wie beispielsweise dem Turbo mit WKN MG47V9 von Morgan Stanley. Oder sie greifen zu einem ETF von Amundi auf den CAC40 - WKN A2H59K.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

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